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sternenkind ist offline sternenkind  
Lasst die Party steigen! - sternenkind ist wieder da!
25 Beiträge - Grünschnabel
Ja, es ist wahr! Ich bin wieder da! Es ist schon wieder eine Weile her, seit ich das letzte mal etwas gepostet habe. Dafür habe ich aber wie bereits angekündigt die Sommerparty für euch. Klatschen Ja, das hättet ihr nicht erwartet, hä? Tja, jedenfalls sitze ich schon am nächsten Häppchen. Ich werde versuchen, mich zu beeilen, aber versprechen kann ich nichts.




Kapitel 5: Die Party


Als sie eintraten, begrüßte sie ohrenbetäubender Lärm. Erst nach einigen Momenten begriff Tino, dass es wohl Musik sein sollte. Vielleicht lag es an den Boxen, die bestenfalls mittelmäßig zu sein scheinen, vielleicht war es auch nur das Lied, doch es klang wie zehn Kreissägen.
Das zweite, was auffiel, war der Eindruck von verbrauchter Luft. Es schien fast unmöglich, überhaupt zu atmen. Nach einigen Momenten hatten sich Tinos Augen an die Beleuchtung gewöhnt. Er hätte ja eigentlich damit rechnen müssen: Das Seitliche Schwerkraft-Syndrom schlug auch hier bei einigen, insbesondere bei den Jüngeren, zu. Hatte er sich vor kurzem noch gefürchtet, sich zu blamieren? Seine Furcht schien merkwürdigerweise nachzulassen.
Dixons Worte kamen ihm in den Sinn: ` Wenn es dir Spaß macht, dann wirst du schon alles richtig machen.´ Tino überlegte rasch. Im Moment war er zu nervös, um reglos in einer Ecke zu stehen. Also konnte er genauso gut tanzen, beschloss er. Über die Konsequenzen konnte er noch am nächsten Tag in der Schule nachdenken.
Er atmete tief ein, und plötzlich schien er wieder vor Kraft nur so zu strotzen. Alle seine Befürchtungen schienen mit einem Mal vergessen. "Möchtest du tanzen?" fragte er mit einem Schmunzeln Summer an seiner Seite. Sie nickte freudestrahlend, und selbstsicher ging er mit ihr auf die Tanzfläche und gesellte sich zu den zwei Dutzend, die bereits dort waren.

Nach einer guten Stunde war es voll geworden. Selbst auf der Tanzfläche wurde der Platz knapp. Als er eingetroffen war, hätte sich Tino daran gestört, doch nun war es ihm egal. Wie er befürchtet hatte, rempelte er immer wieder Leute an, aber auch das kümmerte ihn nicht wirklich, vermutlich deshalb, weil er fast genauso oft selber fast umgeworfen worden wäre. Im Grunde, dachte er, war es so ähnlich wie ein Konzert von Chum Bucket.
Er wäre wohl noch deutlich länger auf der Tanzfläche geblieben, doch gerade, als er wieder einmal aufstand, weil ihn jemand angerempelt hatte, griff ihn Summer am Arm und zerrte ich aus dem Gedränge.
"Hey, ich bin gerade auf den Geschmack gekommen!" brüllte er ihr durch den Lärm zu.
"Ich schmecke eher Blut," antwortete sie und rieb sich die Wange. "Ich habe einen Ellbogen abbekommen." Unter diesen Umständen war es natürlich besser, erst mal aus dem Gedränge zu verschwinden, fand er.
Als sie etwas abseits standen, sah Summer ihn wieder an und rief etwas. Nur mit Mühe verstand er "gehe", "Toilette" und "warten?" Er ahnte schon, was sie meinte und nickte nur. Wie vermutet verschwand sie aus der Sicht. Während er also wartete, sah sich Tino um. Percy stand mit ein paar seiner Freunde in der Ecke, in der auf einem langen Tisch auch die Bowle stand. Bluke starrte geistesabwesend lächelnd auf die Tanzfläche. Mitten unter den Tanzenden erblickte Tino Nona, die aus der Menge hervorstach. Dann erkannte er auch Carver, der ein Piratentuch trug. Tinos Blick wanderte weiter durch den Raum, fand hier und da bekannte Gesichter, bis er schließlich Thomson und Lor fand. Er hatte sich eine dunkle Hose angezogen, dazu trug er ein schlichtes Hemd, auf dem ein Fleck, vermutlich von ein wenig verschütteter Bowle, war. Seine charakteristische Sonnenbrille blieb natürlich das auffälligste. Doch Tinos Blicke galten vor allem Lor. Sie hatte sich eindeutig Mühe gegeben: Ihr Haar war in einem Pferdeschwanz straff zusammengebunden. Einzig eine Strähne schien wie zufällig entkommen zu sein und hing ihr keck in die Stirn. Doch Tino ahnte schon, dass es mit Absicht geschehen war. Auch bei der Kleidung hatte sie ein gutes Händchen bewiesen. Ihr Kleid warf viele Falten und wurde nur im Nacken gehalten, war jedoch nicht zu gewagt, sondern schmeichelte ihrem sportlichen Körper. Als hätte sie seinen Blick gespürt, sah sie zu Tino hinüber. Er nickte ihr vielsagend zu; sie erwiderte lächelnd die Geste und wandte sie wieder Thomson zu.
Eine Person kämpfte sich zu ihm durch. Es war Summer, die etwas unsicher lächelte. "Noch einmal Glück gehabt! Es sind noch alle Zähne drin. Wenn du nichts dagegen hast, würde ich aber jetzt lieber erst mal nicht mehr tanzen."
Tino war darauf vorbereitet. "Ja, klar. Sollen wir uns Bowle holen?"
Sie lächelte ihn dankbar an.
Mühsam drängten sie sich durch den Raum, stets darauf bedacht, die engsten Menschenhaufen zu meiden. Dennoch bekam Tino aus Versehen eine saftige Ohrfeige. Summer unterdrückte ein Lachen, doch ihr Begleiter achtete gar nicht darauf.
Schließlich standen sie vor den vier großen Schalen Bowle. In jeder schwappte eine Flüssigkeit in einer anderen Farbe: Sie waren lila, giftgrün und rot. Das vierte Getränk sah neongelb aus und schien sogar im Dunkeln zu leuchten.
Tino verlor Summer im Gedränge aus dem Blick. Als er sie erspähte, stand sie ein wenig abseits und trank bereits aus einem Glas. Also nahm er sich etwas vom roten Getränk und ging zu ihr hinüber.
"Meine Güte, ich hätte nie gedacht, dass so viele Leute kommen würden!" sagte er bemüht gelassen.
Doch sie lächelte verschmitzt: "Nun ja, immerhin ist alles kostenlos, oder nicht? Da kommen sie aus ihren Löchern gekrochen."
Es war doch gut, zur Party gekommen zu sein, dachte sich Tino. Wenn man sich einmal an die Lautstärke und die Luft gewöhnt hatte, war es gut zu ertragen. Und Summer war in der Tat gute Gesellschaft; dies war vor allem ihrer sympathischen Ausstrahlung zuzuschreiben. Sie wirkte so selbstsicher, als würde sie selten etwas anderes machen als zu Partys zu gehen, sprach mit ein paar Vorbeikommenden, die Tino nur vom Sehen kannte und schien sich prächtig zu amüsieren. Gelegentlich tanzten sie ein wenig, wobei sie sorgfältig jedes größere Gedränge vermieden. Einmal kam auch Lor für einen Augenblick vorbei, aber sie suchte Thomson, und weil er nicht bei Tino und Summer war, verschwand sie bald wieder. Es gab nur einen unangenehmen Moment, als Tasha aus der Menge auftauchte. Sie funkelte Tino an und ging wortlos weiter.
Ansonsten hatte Tino den Eindruck, die Zeit würde förmlich verfliegen. Er dachte gar nicht daran, auf die Uhr zu sehen. Als ihm zu warm wurde, zog er seine Jacke aus und band sie sich um seinen Bauch.
Nachdem sie wieder einem großen Gedränge entkommen waren und das Geschehen erleichtert aufatmend vom Rand aus beobachteten, drängte sich eine wohlbekannte Gestalt durch die Menge. Mit einem letzten Kraftakt befreite sich eine schwitzende Tish und schlenderte dann zu ihnen hinüber. Tino nutzte die Gelegenheit, um sie genauer in Augenschein zu nehmen. Ihr Sommerkleid war mit einem Blumenmuster verziert; zum Kleid passte die große, weiße Blume hinter ihrem linken Ohr, die zusätzlich mit einer breiten, silbernen Haarspange gehalten wurde. Und Tish hatte sich ganz augenscheinlich geschminkt: Soweit Tino es beurteilen konnte, hatte sie etwas Lidschatten aufgetragen und sich für einen Lippenstift mit einem zu ihren Haaren passenden Rot entschieden.
"So, ich dachte schon, ihr wärt gar nicht da! Kaum zu glauben, dass wir uns noch nicht gesehen haben!" rief sie ihnen durch den Lärm zu, als sie zu ihnen trat. Tino warf einen prüfenden Blick auf seine Uhr. Es war schon halb zwölf.
Als er wieder hochsah, kam ein großer Junge mit blonden, gelockten Haaren auf sie zu. Das musste Bruce Phillips sein, dachte Tino. Seinem unsicheren Lächeln nach zu urteilen schien er sich nicht wirklich wohl zu fühlen.
"Ein Glück, dass wir da unversehrt rausgekommen sind!" keuchte er.
Summer nickte eifrig: "Ja, ich weiß, was du meinst! Mir wurde vorhin fast ein Zahn ausgeschlagen!" Tish warf Tino sofort einen vernichtenden Blick zu, den Summer jedoch bemerkte. "Nein, es war jemand anderes!" Sie konnte ein breites Grinsen nicht verbergen, als sie fortfuhr: "Tino hat selbst eben eine gescheuert bekommen." Sofort schenkte ihm Tish einen mitleidigen Blick. Doch sie wandte sich schnell zu den beiden anderen Personen zu. Bruce beäugte Summer interessiert, als ob er erwarten würde, dass sie mit einem Mal den einen Zahn ausspucken und dann eine breite Zahnlücke offenbaren würde.
Tish klopfte ihrem Begleiter sanft auf den Arm: "Bruce, würdest du mir bitte etwas zu trinken holen?" Schnell warf sie Summer einen Blick zu: "Möchtest du vielleicht auch noch etwas?" Für einige Sekunden sahen sich die beiden Mädchen schweigend an. Bruce ahnte vielleicht nichts, da war sich Tino sicher, doch er selber wusste, dass mehr dahinter steckte. Endlich brach der Blickkontakt ab, und Summer lächelte: "Das wäre sehr nett." Sie sah rasch zu den Schalen hinüber. "Ich möchte etwas von dem roten," fuhr sie mit einer Miene reinster Unschuld fort.
Tino wagte ebenfalls einen Blick. Er konnte von seinem Platz schon erkennen, dass von der roten Flüssigkeit nichts mehr übrig war. Er hatte schon so etwas gedacht...
Bruce nickte kurz und ging hinüber zu den Getränken. Kaum war er ein paar Schritte entfernt, redete Tish los: "Er ist neu hier, gerade hergezogen und muss erst noch Bekanntschaften machen, und als ich dich hier stehen sah..." Dann drehte sie sich abrupt zu Tino um: "Ich hoffe, wir haben euch nicht gestört?" Doch sie ließ ihm keine Zeit für eine Antwort. "Dot Cardigan haben wir schon kurz gesprochen, aber... na ja. Percy und Bruce kannten sich schon, haben wohl..." Doch Tish brach ab, denn Bruce kämpfte sich durch die Menge zurück. Als er wieder bei ihnen war, reichte er Tish und dann Summer jeweils ein Glas. Entschuldigend fügte er hinzu: "Summer, richtig? Es war leider nichts vom roten mehr da, also habe ich dir auch etwas von dem gelben mitgebracht."
Die beiden Mädchen warfen sich kurz Blicke zu. "Ist gut, danke," sagte Summer, während ihre Mundwinkel verräterisch zuckten. Offenbar hatte Bruce den Test bestanden. Sie trank einen Schluck und fuhr fort: "Nun, ich habe dich hier noch nie getroffen. Woher kommst du?"
"Geboren wurde ich auf einer Farm in Iowa. Aber als ich drei war, ist meine Familie nach San Diego gezogen. Und dort sind wir geblieben, bis mein Vater vor ein paar Wochen hier eine Arbeitsstelle bekommen hat."
Tino hätte womöglich noch ein wenig der Unterhaltung gelauscht, doch Tish packte ihn am Arm und zog ihn ein paar Schritte weg. "Es tut mir leid, ich hoffe, ich habe deine Pläne nicht durcheinandergebracht? Aber ich hatte euch da stehen sehen und, na ja, ich brauchte... eine Pause," raunte sie ihm zu.
Tino warf einen Blick hinüber. Summer lachte gerade ausgiebig. Hatte er überhaupt Pläne gehabt, die Tish durcheinanderbringen konnte? "Nein, ist gut. -Sie scheinen sich gut zu verstehen," sagte er beiläufig. Seine Freundin vor ihm blinzelte überrascht hinüber. "Ja, du hast recht! Nun, ich denke, das ist gut!" Sie lächelte, doch in ihrer Stimme glaubte Tino einen Anflug Bitterkeit zu hören.
Von Neugier getrieben gingen sie wieder zu Summer und Bruce zurück, achteten dabei aber für einen Moment nicht auf die tanzende Menge neben sich. Daher entging ihnen beiden auch, wie es sich genau zutrug. Tino wusste später nur noch, dass er aus dem Augenwinkel, wie den ganzen Abend schon, eine sich bewegende Menschenmenge und ein ständiges, ausgelassenes Gejohle wahrgenommen hatte. Dann aber hörte er neben sich einen ohrenbetäubend schrillen Schrei. Bevor er jedoch Gelegenheit für irgendeine Reaktion hatte, wurde er zu Boden gerissen, sein Kleidung wurde mit einem Mal feucht und er fiel rückwärts auf einen Menschen. Nach dem Ächzen und Fluchen handelte es sich wohl um Tish. Im Durcheinander warf Tino einen Blick um sich. Die Umherstehenden sahen halb erschrocken und halb belustigt hinab. Schon standen einige Tänzer mit einem frechen Grinsen auf, murmelten eine Entschuldigung und verschwanden in der Menge. Dann drang Tishs Stimme an sein Ohr. "Würdest du bitte...?" japste sie. Tino begriff und erhob sich schnell. Bruce reichte ihm grinsend eine Hand und zog ihn dann hoch. Als Tino wieder stand, sah er kontrollierend an sich hinunter. Auf seiner Hose war ein großer Fleck, der sich vom Schritt sein Bein hinabzog. "Und ich Dummkopf habe auch noch meine Ersatzhose vergessen," sagte er, als er sich Tish zuwandte, der Summer auf die Beine half. "Weißt du," begann sie und ignorierte seinen Kommentar bewusst, "du bist ziemlich schwer. Ich glaub, du hast mir `ne Rippe gebrochen oder so etwas." Währenddessen beäugte Summer besorgt Tishs Kleid. Es hing nun irgendwie eigenartig und schlaff, fand Tino auf den ersten Blick. Summer umrundete Tish und blieb dann hinter ihr stehen. "Es sieht nicht gut aus," sagte sie schließlich. "Hässliche Sache. Ein großer Riss."
Tish presste verbittert ihre Lippen zusammen. "Damit ist die Party für mich wohl gelaufen." Nach einem Moment des Schweigens schien Bruce aus einer Lähmung zu erwachen. "Ich... äh... bringe dich nach Hause," bot er rasch an, doch Tish zwang sich zu einem Lächeln. "Nein, das ist zwar nett, aber nicht nötig. Lass dir den Abend davon nicht vermiesen." Ohne ein weiteres Wort zu verlieren, ging sie zum Ausgang, während sie mit ihrem rechten Arm das Kleid zur Sicherheit festhielt.
Endlich hatte sich auch Tino wieder gefangen. Er sah erneut an sich hinab. Dann schaute er Summer an. "Ich gehe wohl auch besser, bevor jemand den Fleck sieht und auf falsche Gedanken kommt. Summer, es hat mir heute viel Spaß gemacht, ich fand es toll. Bruce: Schön, dass wir uns begegnet sind. Schönen Abend noch... euch beiden," murmelte er zum Abschied. Beide sahen ihm verblüfft nach, während er durch die Menge eilte. Nur wenige Meter vor ihm zwängte sich Tish zwischen den Menschen hindurch. Nahe des Ausgangs schloss Tino zu ihr auf und griff ihr Handgelenk. Tish fuhr wütend herum, doch als sie ihn erkannte, zuckten ihre Augen kurz nach unten, und sie brachte ein schmales Lächeln zu Stande.
Tino spitzte die Lippen, doch in seinen Augenwinkeln bildeten sich kleine Lachfältchen. "War ja klar, dass irgendetwas schief geht. Für mich ist die Party jedenfalls gelaufen. Naja, wenigstens muss ich nicht alleine gehen."
Tish nickte und schaute durch die Halle zu Summer und Bruce, die sich offenbar angeregt unterhielten. "Die beiden scheinen sich wirklich gut zu verstehen. Vielleicht hat der Abend ja doch etwas Gutes gehabt."
Auch Tino ließ seinen Blick wandern. Er erspähte Lor und Thomson, die in einer Ecke standen und flüsternd die Köpfe zusammensteckten. "Die zwei würden dir sicher zustimmen," erwiderte er mit einem Schmunzeln. Dann fuhr er murmelnd fort: "Du, wegen eben..." Doch Tish winkte ab, bevor er weitersprechen konnte. "Schon gut. Vergiss es einfach."
Gedankenverloren standen sie nebeneinander, bis Tish schließlich tief durchatmete. "Es lässt sich nicht mehr ändern. `Spiel mit den Karten, die dir das Schicksal gegeben hat.´ Lass uns gehen, bevor mir mein Arm einschläft."
Kaum hatten sie die Halle verlassen, stellten sie überrascht fest, dass ein erfrischender, geradezu kühler Wind vom Meer herüberwehte und den Geruch von Salzwasser mit sich brachte. Nach der Hitze in der Halle bekam Tino davon eine leichte Gänsehaut. Er band seine Jacke los und wollte sie gerade anziehen, als er seine Entscheidung abänderte. Er berührte Tish am Arm. "Möchtest du vielleicht...?" Er streckte seine Hand mit der Jacke aus. "Weil, na ja..." Verlegen kratzte er sich am Kopf, während seine Augen für den Bruchteil einer Sekunde zu ihrem Kleid wanderten.
"Das ist eine gute Idee! Danke." Sie nahm das Kleidungsstück lächelnd entgegen und zog es an.
Sie machten sich auf den Weg durch die leeren Straßen, während sie sich über den Abend unterhielten. Tish schien sich mit fast jedem unterhalten haben. Sie wusste zu berichten, dass Dot Cardigan offenbar schon früh wieder gegangen war: Ihre Begleitung hatte die Bowle nicht gut vertragen und war benommen nach Hause getaumelt. Darüber wiederum war Dot derart erbost gewesen, dass sie sich lautstark beklagt hatte, bis ihr Percy schließlich die Meinung gesagt hatte. Danach war sie gekränkt verschwunden. Chloe Montez hatte es nicht einmal bis zur Party geschafft. Sie war angeblich vor der Tür gestolpert und in Zierrosen gefallen, und ihr Kleid war wohl an der einen oder anderen Dorne hängen geblieben. Der einzige, der vielleicht etwas gesehen hatte, Hans, schwieg sich genüsslich aus.
Tino lauschte gespannt den lebhaften Erzählungen und achtete kaum auf den Weg. Als ihnen plötzlich Tishs Haustür im Weg stand, sah er sich verblüfft um. Waren sie wirklich schon so weit gegangen? Tish, dachte Tino, hatte manchmal eine sehr lebhafte und fesselnde Art zu erzählen. Seine Gedanken wurden jedoch sogleich unterbrochen.
Tish bemerkte seinen Gesichtsausdruck und lächelte kurz. "Nun, ich habe eigentlich gedacht, dass du dich irgendwann unterwegs verabschieden würdest," sagte sie. "Jedenfalls danke fürs Nachhausebringen." Sie reichte ihm seine Jacke. "Die brauche ich wohl nicht mehr." Er wollte gerade etwas erwidern, als die Türe aufflog und ein heller Blitz ihn blendete. Erst langsam konnte er wieder Einzelheiten erkennen. Mrs. Katsufrakis stand in der Türe, einen großen Fotoapparat in der Hand. Sie runzelte die Stirn. "Nicht Junge, der war vorher? Freund von Tishi? Was sein geschehen?"
Ihre Tochter schüttelte den Kopf. "Ich habe euch schon vorhin gesagt, wie wenig ich das möchte."
Mrs. Katsufrakis zog die Schultern hoch. "Du so schin gewesen, da ich musste fotieren." Dann ging sie vor sich hinmurmelnd hinein.
Tish wandte sich Tino zu. "Nun, die Form muss eingehalten werden. Also dann..." Sie atmete tief ein und hob die Nase. "Meine zutiefst empfundene Dankbarkeit Euch, edler Herr und Galan," sagte sie schmunzelnd, machte einen Knicks und fuhr fort: "Seht dies als Zeichen meiner Anerkennung Eurer Dienste." Dann trat sie breit grinsend einen Schritt näher und küsste sie kurz ihn auf die Wange, bevor sie schnell ins Haus lief.
Für einen Moment blieb Tino stehen. Er genoss verträumt die erfrischende Brise und den Salzwassergeruch, der sich mit einem entfernt an Blumen erinnernden Aroma vermischte. So durfte das Wetter bleiben. In drei Wochen würden die Ferien begonnen haben! Tino wurde leicht ums Herz. Doch schließlich schüttelte er seinen Kopf klar, legte geistesabwesend seine Jacke über seinen Arm und wandte sich zum Gehen.
Schon nach wenigen Metern beschleunigte er seine Schritte. Natürlich würde es nicht auf eine Minute mehr oder weniger ankommen, sagte er sich, doch letzten Endes würde er am nächsten Morgen früh zur Schule aufstehen müssen, und da war es besser, nicht allzu sehr zu trödeln.
Seine Uhr piepte kurz. Es war Mitternacht.



Huahahaha!! Eltern können manchmal einfach nicht hören. Ich bin nur, froh, dass mir obiges nie passiert ist.
Wie dem auch sei: Das war jedenfalls die Party. Uff! Endlich ist das erledigt! Jetzt muss erst einmal aufgeräumt werden. Und wie immer bleibt die ganze Arbeit an mir hängen. Es ist wahrlich kein Spaß, hinter Hundertschaften von Leuten sauber zu machen.
Ich hoffe, ihr hattet alle einen guten Rutsch. Also dann. Ich bin weg.

*sternenkind has left the building.*
Beitrag vom 06.01.2006 - 06:47
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Gast Zulu The Preacher  
Gast
Ich glaube, da kann man nur so reagieren, wie es Phug auf fanfiction.net einmal formuliert hat:

Zitat
Holy F*ck... *bows down*



Wieder mal ein Meisterwerk! Anbeten Anbeten Anbeten


Der Post wurde 1 mal editiert, zuletzt von Zulu The Preacher am 06.01.2006 - 12:57.
Beitrag vom 06.01.2006 - 12:57
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Lorcool ist offline Lorcool  
1190 Beiträge - Hirngeschädigter
Lorcool`s alternatives Ego
Wow, wieder mal tolles Kapitel! Daumen hoch Anbeten
Die Dialoge fand ich zwar z.T. irgendwie nicht so gelungen diesmal, dafür gefielen mir die Beschreibungen der Ereignisse umso mehr!

Wie ich's mir gedacht habe, wird das wohl eher eine Tino/Tish-Story. Na, ich bin gespannt.zwinkern
Beitrag vom 07.01.2006 - 18:43
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sternenkind ist offline sternenkind  
Kapitel 6
25 Beiträge - Grünschnabel
Nun, der Titel lässt es schon vermuten: Ich habe wieder einen Teil für euch. Ich warne aber schon gleich mal vor: er ist ein wenig länger als die bisherigen Teile. Anderthalb mal so lang, um genau zu sein. Sicher seid ihr darüber zutiefst betrübt. Und es werden, denke ich, auch ein paar Dinge klar. An dieser Stelle verabschiede ich mich schon mal von allen, die während oder nach diesem Kapitel der Geschichte nicht weiterlesen. Hoffentlich hat es euch dennoch Spaß gemacht.
Aber ich will keine langen Reden schwingen, und wozu auch, schließlich gibt es nicht mehr viel zu sagen, darum folgt nun der nächste Teil, Kapitel 6:


Kapitel 6: Katerstimmung


Müdigkeit überkam ihn, als er die Haustür zuwarf. Aus der Küche drang Licht, also war seine Mutter noch wach. Sie würde ihn ohnehin bemerken, denn vermutlich hatte ihr Mutterinstinkt ihr schon Minuten zuvor seine Ankunft gemeldet. Und wenn sie auf ihn gewartet hatte, dann war es besser, nicht nach oben ins Zimmer zu schleichen. Das wirkte schon in Filmen sehr verdächtig, und in der Wirklichkeit würde es ohnehin nicht gelingen.
Am Essenstisch saß im Morgenmantel Mrs. Tonitini, vor sich eine Tasse mit dampfendem Kaffee. Sie hätte eigentlich nicht sprechen brauchen. "Du kommst reichlich spät," begann sie mit einem reichlich ruhigen Ton. "Vermutlich ist deine Uhr kaputt, richtig?" Tino wusste aus Erfahrung, dass Lügen ihm nicht weiterhelfen würde. Seine Mutter schien seine Gedanken erraten zu können. Also beschloss er, sich an die Wahrheit zu halten. "Nein, ich habe einfach nicht auf die Zeit geachtet. `s ist alles."
Mrs. Tonitini nickte bedächtig. Dann lächelte sie unvermittelt. "Und? War sie nett?" Tinos Herz schien ein paar Schläge auszusetzen. Diese Frage hatte er nicht erwartet. Wovon sprach sie überhaupt? Doch dann begriff er, was seine Mutter meinte. "Summer? Ja, war nett. Wir haben viel Spaß gehabt." Es herrschte einen Moment Schweigen, während Mrs. Tonitini auf dem Tisch abstützte und, mit einem Zeigefinger an ihre Wange tippend, schmunzelnd und mit einem Funkeln in den Augen ihren Sohn ansah. "Ja, das habe ich schon vermutet."
Tino runzelte die Stirn. Was meinte sie damit wieder? Dann endlich begriff er. Der ´Kuss´ von Tish! Es mussten wohl Spuren zurückgeblieben sein! Tino widerstand der Versuchung, an seine Wange zu fassen.
Mrs. Tonitini deutete an die Decke. "Nun ja. Ins Bett mit dir. Schlaf schön!"
Tino folgte anstandslos ihrer Anweisung. Erst als er sich in sein Zimmer geschleppt hatte, bemerkte er die Jacke, die noch über seinem Arm hing. Er legte sie auf seinem Schreibtisch zusammen. Erschöpft zog er sich seinen Schlafanzug an und war bereits halb eingeschlafen, als er sich auf sein Bett fallen ließ.
Vielleicht hatte er die Bowle nicht vertragen. In seinen Träumen taumelte er durch einen langen Gang mit zahllosen Türen, bis eine gewaltsam aufgestoßen wurde. Ein Schimmel trottete hinaus und am Traum-Tino vorbei. Aus dem Hals ragten große Rückspiegel heraus und auf den Flanken klebte Werbung für Elche. Plötzlich verschwand der Boden und Tino fiel hinab, bis er in ein Meer aus roter Bowle stürzte. Ein Ruderboot fuhr vorbei: Nur Carver war zu sehen, ein Kopftuch verwegen über ein Auge gezogen stand er am Bug und sah auf die Wellen. Ein Plüschpapagei flatterte um Carvers Kopf. Undeutlich waren Trommelschläge und Gebrüll zu hören. Wie von Geisterhand fühlte sich Tino dann hochgehoben. Finsternis umschloss ihn und das Atmen fiel ihm schwer. Schließlich spürte er wieder festen Boden unter seinen Füßen. Ein einzelner heftiger Windstoß riss Rauchschwaden von seinen Augen fort. Vor ihm lag ausgebreitet ein dunkler See. Es herrschte eine unheimliche Stille. Zwischen den Bäumen tauchte Tish auf, gekleidet in ein Meer verschiedenfarbiger Knospen. Sie schritt über die Wasseroberfläche auf den See hinaus. Dann drehte sie sich um und sah traurig zu Tino hinüber -ihr Kleid erblühte. Sie breitete ihre Arme aus und fiel rückwärts durch die Oberfläche des Sees, der sie verschluckte und nicht einmal Wellen schlug, während die Blumen auf ihm schwammen. Erschrocken stürzte Tino einen Schritt nach vorne, doch seine Umgebung änderte sich. Er schwebte zwischen gelben Sternen aus Pappe, die offenbar mit Klebeband an einer dunklen Fläche befestigt worden waren. Lor erschien aus dem Nichts. Sie trug ein hautfarbenes Abendkleid und lächelte ihn an, als plötzlich durch den Boden ein riesiges Brötchen brach. Ein Spalt öffnete sich, und Lor sank genau hinein, während sich ihr Körper veränderte: Sie wurde ein Hot-Dog-Würstchen. Dann brüllte sie "Lass dich fressen!" und stürzte ihm entgegen, riss ihren Mund auf und verschluckte ihn. Er fiel und fiel...
... seine Decke mitreißend schlug er nassgeschwitzt auf dem Boden auf. Was für ein Traum! Er war offenbar an seinem Fußende vom Bett gefallen. Doch bevor er wieder hochklettern konnte, war er wieder eingeschlafen und in wirre Träume von Eseln, die Summer Schwartz verdächtig ähnelten, und explodierenden Puddingköpfen seiner Freunde versunken.


Auf dem Boden liegend fand ihn auch seine Mutter am nächsten Morgen, als sie ihn zur Schule weckte. Doch nachdem er sich den Sand aus den Augen gerieben hatte, packte ihn eine unerklärliche Ungeduld. Er konnte es gar nicht erwarten, zur Schule zu kommen: In der Mittagspause würde er mit seinen Freunden über den letzten Abend reden können.

An jenem Morgen teilten sich die Schüler in zwei Gruppen. Es gab jene, die nach einem erholsamen Wochenende mit frischer Energie ans Werk gingen, und jene, die müde und abgeschlafft aussahen. Letztere waren aber sehr zum Leidwesen der Lehrer bei weitem in der Überzahl. Nicht wenige schlummerten auch ein. Der Unterricht kam den ganzen Morgen über nur schleppend voran.
Alle paar Minuten schaute Tino ungeduldig auf die Uhr und war entsetzt, denn es schien, als ob die Zeit viel langsamer verstreichen würde als sonst. Die Unterrichtsstunden kamen ihm vor wie Ewigkeiten. Doch endlich brach die Mittagspause an.
Es dauerte länger als sonst, in die Schulkantine zu gelangen, da die Flure von trägen Schülern verstopft waren. Tino drängelte und drückte, jedoch ohne wirklichen Erfolg. Endlich jedoch kam Bewegung in die Menge um ihn herum, als er an der Treppe angekommen war. Aus den Augenwinkeln erspähte er einige vertraute Gesichter: Dot Cardigan stand mit einem Stapel Bücher auf dem Arm gähnend an einem Spind. Percy lungerte mit seinen Freunden am Wasserspender herum. Er trug noch immer den gleichen Anzug wie am Vorabend und hatte tiefe Ringe unter den Augen. Summer Schwartz lief durch einen Korridor, doch schon Augenblicke später war sie um eine Ecke gebogen.
Als Tino endlich in der Schulkantine erreicht hatte, stellte er sich zunächst für das Essen an. Er konnte es zwar kaum erwarten, bis er endlich seine Freunde wiedersah, doch ohne etwas im Magen würde er den weiteren Tag wohl kaum durchstehen. Er warf einen neugierigen Blick auf die Tafeln über der Ausgabe. Schweinegeschnetzeltes. Erleichtert atmete er durch. Es appetitlich zu nennen, war vielleicht übertrieben, doch es gehörte immerhin zu den genießbaren Speisen. Und das, fand Tino, war schon ein Kompliment, wenn man bedachte, was die Köchin manchmal anbot. Schnell reihte er sich in die Schlange ein und wartete geduldig. Als er die Ausgabe erreicht hatte, sah ihn eine Frau mit zusammengekniffenen Augen und einer Zigarette im Mundwinkel an. Tino hatte gehört, das Chloe Montez einmal eine Kippe in ihrem Essen entdeckt hatte. Bei dem Gedanken musste er erschaudern, doch er verdrängte ihn schnell und sagte: "Einmal Geschnetzeltes."
Die Frau rümpfte die Nase: "Aus." Sie zeigte auf eine leere Schale. "Reste oder vegetarisch?" Ihre Hand deutete auf zwei weitere Schalen vor ihr.
Tino entschied sich rasch. Reste? An einem Montag? Das war ihm zu verdächtig. "Ich... äh... nehme Vegetarisches," sagte er schnell. Wenige Momente später wurde ihm ein Teller mit Ravioli gereicht. Ein schneller Blick auf die Tafel über seinem Kopf verriet ihm, dass sie mit Gemüse gefüllt waren. Doch es war ihm gleich.
Als er endlich bezahlt hatte, sah er sich im Raum um. Erst jetzt fiel ihm auf, wie ruhig es war. Der Raum war voller Schüler, doch kaum jemand sagte ein Wort. Einige Lehrer saßen an einem Tisch in der Ecke und schienen ebenso überrascht wie erfreut über die Schweigsamkeit. Tino ließ seinen Blick weiter wandern, bis er Carvers Haar erspähte. Eilends durchquerte er den Raum und hielt auf seine Freunde zu. Sie waren bereits in ein Gespräch vertieft. Als er auf wenige Schritte herangekommen war, bemerkte ihn Tish. Sie winkte ihm erfreut zu, und sie erreichte ihr Ziel auch sogleich, denn Lor und Carver verstummten und sahen zu ihm.
Tish lächelte ihn an. "Wir haben dir einen Platz freigehalten," sagte sie. Tinos Herz schlug schneller und er setzte sich eilig, neugierig auf alles, was seine Freunde zu erzählen hatten. Doch er brauchte nicht erst fragen; Carver und Lor nahmen ihr Gespräch offenbar dort wieder auf, wo sie unterbrochen hatten.
"Und ich sagte dann: `Wollen wir tanzen?´ Und er zögerte und so, von wegen langsamer Tanz, aber dann lächelte er und ging voraus. Und ich dachte: `Ja, das wird so cool!´ Ich sag´s euch, das war Wahnsinn, echt! Und es wäre ein toller Abend gewesen, mit Thomson und Tanzen, langsam, versteht ihr, und so."
Carver nickte eifrig. "Ich weiß genau, was du meinst. Mit Nona war es so was von cool! Reden, Tanzen, Bowle... und dann nur ein kleines Missgeschick und der Abend ist gelaufen! Ich meine, es war ja nicht so, dass ich sie, na ja, absichtlich zum Stolpern gebracht habe. So was passiert Tino doch ständig, also warum nicht auch mir! Und..."
Tino wollte sich schon beschweren, aber er kam nicht dazu. Stattdessen runzelte Lor die Stirn und fragte: "Wie geht es ihr eigentlich?"
Carver winkte ab. "Es sah schlimmer aus, als es tatsächlich war. Nur eine Platzwunde am Hinterkopf. Hat nur fünf Stiche gebraucht. Sie musste auch nicht im Krankenhaus bleiben. -Weiß eigentlich jemand, ob sie heute in der Schule war?"
Lor zuckte mit den Schultern. "Nö. Aber vermutlich nicht, sonst hätten wir sie doch gesehen. Sie ist eine zu herausragende Persönlichkeit." Sie schüttelte den Kopf. "Aber was soll ich erst sagen? Gerade wurde es spannend, versteht ihr, nur noch ein Fingerbreit, und da... da stehen meine Eltern! Und schleppen mich nach Hause! So ungerecht!"
Erwartungsvoll sah Tino abwechselnd zu seinen Freunden. Offenbar hatten Carver und Lor einen sehr interessanten Abend verlebt, und er war begierig darauf, mehr zu erfahren.
Lor seufzte nach einem Moment. "Und dabei hatte der Abend doch so gut angefangen! Nett geredet, miteinander getanzt... " Ein glasiger Ausdruck erschien auf ihrem Gesicht, während sie in Erinnerungen schwelgte. Verträumt löffelte sie Essen in sich hinein.
Carver nickte eifrig. "Meine Rede! Alles lief gut, prima Abend... " Er verzog sein Gesicht zu einer Grimasse. Für einen Augenblick wanderte sein Blick nachdenklich durch den Raum. Dann sah er Tino unvermittelt an. "Na ja, ich bin ja nicht alleine. Bei keinem von uns ist ja was gelaufen," murmelte er. Als er die Überraschung im Gesicht seines Freundes sah, erklärte er: "Na, ich habe Summer gestern mit diesem..." er dachte angestrengt nach, "na ja, mit Tishs Kerl halt, du weißt, wen ich meine." Tish funkelte Carver zornig an: "Ich habe dir doch schon gesagt, dass du ihn nicht so nennen sollst!" Doch ihr Freund zuckte nur gleichgültig mit den Schultern. "Ich hab ihn jedenfalls mit Summer gesehen. Sie schienen sich sehr gut zu verstehen. Also hat´s bei dir und Summer ja wohl auch nicht geklappt, oder?"
Carvers Feststellung klang durchaus vernünftig, fand Tino. Leider war ein kleiner Denkfehler enthalten. "Summer und ich waren nur als Freunde da. Und ich hatte gestern viel Spaß."
Carver zuckte mit den Schultern. "Nur, weil ihr als Freunde gekommen seid, müsst ihr noch lange nicht als Freunde wieder gehen. Das habe ich auch schon Tish gesagt, nicht wahr?" Er wandte sich ihr zu. "Wo warst du überhaupt? Ich habe dich schon recht früh nicht mehr gesehen." Tino entging nicht, dass die Angesprochene gereizt die Augenbrauen zusammenzog. Vermutlich, überlegte er, missfiel es ihr, und auch zu Recht, wie Tino fand, von jemandem Ratschläge in Liebesdingen zu empfangen, dessen Begleitung im Krankenhaus gelandet war. Gerne hätte Tino mehr darüber erfahren. Doch er entschloss sich, besser das Thema zu wechseln. "Das Geschnetzelte war ja heute schnell weg. Ich hatte nur noch die Wahl zwischen Resten und Vegetarischem."
Carver sah auf seinen Teller. "Klingt beides nach einer schweren Magenverstimmung. Ich habe noch etwas vom Geschnetzelten bekommen."
Tino biss sich nervös auf die Lippe. Tish war ohnehin schon gereizt und würde eine solche Bemerkung nicht gut aufnehmen. Schnell überlegte Tino, wie er sie wohl besänftigen und Schlimmeres verhindern könnte. "Nun ja," begann er, während er ein wenig probierte, "es schmeckt eigentlich gut. Vielleicht ein wenig zu lange im Wasser gelassen, aber ansonsten..." Erstaunlicherweise brauchte er nicht einmal lügen. Schlecht war das Essen wirklich nicht. Die Gemüsefüllung schmeckte sogar unerwartet frisch. Für Cafeteria-Essen, versteht sich.
Tino hätte nur zu gerne mehr über Carvers Abend gehört, aber er beschloss, die Lage entgültig zu entschärfen. "Sag mal, Carver, habe ich das eben richtig verstanden, dass Nona gestern hingefallen ist?" Der Angesprochene nickte nur. Tino biss sich auf die Lippe. "Vielleicht solltest du mal bei ihr anrufen. Fragen, wie es ihr geht."
Es trat Schweigen ein. Dann jedoch kam, wenn auch zögernd, die Antwort: "Das könnte ich machen."
Tino nickte eifrig. "Solltest du! Oder möchtest du nicht wissen, wie es ihr geht? Und es macht vermutlich auch Eindruck. Weißt du was? Mach es doch gleich jetzt! Nach der Schule wird es schon recht spät sein." Carver lächelte bei dem Gedanken. "Sie fragen, wie es ihr geht. Das ist eine gute Idee! Bis später, Leute!" Damit verließ er den Tisch und verschwand in Richtung Eingangshalle.
Lor warf einen Blick auf ihre Uhr. "Oh nein!" stöhnte sie. "Ich muss auch los! Ich will... hab noch... etwas zu erledigen," murmelte sie leicht errötend. Schnell schaufelte sie die Reste ihres Mittagessens in sich hinein und machte sich auf den Weg.
Tino sah ihr verblüfft hinterher. "Was hat sie denn?"
Tish beugte sich vor und lächelte ihn an. "Ich habe da so eine Vermutung. -Danke wegen grade. Du hast was bei mir gut." Dankbar legte sie ihm die Hand auf den Arm.
Tino grinste selbstgefällig. "Nun ja, gib mir eine kurze Zusammenfassung, was den Beiden gestern geschehen ist und wir sind quitt." Seine Neugier war wieder da.
Tish runzelte die Stirn. War sie beleidigt?
Nur einen Augenblick später lächelte sie wieder. "Na gut. Das bin ich dir wohl schuldig. Also schön. Nona ist gestern unglücklich hingefallen und hat sich den Kopf am Tisch mit der Bowle aufgeschlagen. Jedenfalls musste sie ins Krankenhaus." Sie schürzte missbilligend die Lippen. "Und Lor hatte wohl einen spaßigen Abend, zumindest, bis ihre Eltern kamen, um sie abzuholen. Das war wohl so um zwei oder halb drei in der Nacht."
Das genügte Tino schon. "Das klingt aber beides ziemlich übel. Da hatten wir´s besser." Plötzlich wurde ihm bewusst, was er gesagt hatte. Hastig ergänzte er: "Jedenfalls die meiste Zeit!" Er warf einen verstohlenen Blick zu Tish. Doch sie lächelte schief. "Ja. Die meiste Zeit war es schön." Sie dachte kurz nach. "Bruce und Summer müssen sich wohl noch sehr gut kennen gelernt haben, nachdem wir gegangen sind. Lor hat sie gestern gesehen. Zusammen, meine ich natürlich."
Tino glaubte, ihre Nase zucken zu sehen. Vielleicht hatte sie sich doch mehr vom Abend erhofft. War er wirklich der einzige gewesen, der keine Pläne gehabt hatte?
Doch Tish schüttelte kurz den Kopf und sprach weiter: "Also, ich war gestern so aufgedreht, dass ich kaum einschlafen konnte und mich andauernd herumgewälzt habe. Es hat einige Zeit gedauert, bis ich zur Ruhe gekommen bin."
Tish mochte zwar seine Freundin sein, aber die Vorstellung von einem Mädchen, welches sich, womöglich mit einem Nachthemd bekleidet, auf seinem Bett herumwälzte... Tino spürte, wie ihm Blut ins Gesicht schoß.
Schnell sah er auf seinen Teller und nahm einen großen Bissen Ravioli. Fast verschluckte er sich. Tish schien nichts bemerkt zu haben und sah ihm schweigend zu. Nach einer Weile sprach sie wieder. "Wenn ich wieder nach Hause komme, werde ich mich gleich hinlegen und Schlaf aufholen."
Tino schluckte, aber zu schnell, und daher würgte er für einen Moment. Schließlich keuchte er: "Ähm, ja. Mach ich auch. Ja." Er sah beiläufig zu ihr hinüber und fand ihren Blick; sie musterte ihn genau. Doch schließlich rümpfte sie die Nase. "Nun ja, ich gehe wohl auch besser zum Unterricht."
Schwungvoll erhob sie sich und schlenderte zum Ausgang. Tino sah ihr geistesabwesend nach. Nach einem Moment wurde es ihm bewusst; er schüttelte entschlossen den Kopf klar und schlang sein Mittagessen hinunter. Irgendwie schmeckten die Ravioli nicht mal halb so gut wie zuvor.

Auch der Nachmittagsunterricht verlief für die meisten Schüler in einem Zustand des Schlummers, sodass ihnen nur Erinnerungsfetzen blieben. Tino spürte ebenfalls eine große Müdigkeit in sich aufsteigen. Seine Beine waren schwer und seine Arme kraftlos, doch ein dumpfes Gefühl in der Magengegend hielt ihn wach. Vermutlich, dachte er, während er zusah, wie ein schlafender Mitschüler nach dem anderen gerade den Kampf gegen die Müdigkeit verlor, hatte Carver Recht. Er hatte sich wohl den Magen verdorben. Dann schrieb er übellaunig ein paar Sätze von der Tafel ab. Das Wetter verschlechterte seine Laune zusätzlich, denn die Brise vom Vorabend hatte sich gelegt und nun brannte von Neuem die Sonne auf Bahia Bay.
Als Tino endlich nach Amerikanischer Geschichte, seiner letzten Stunde an Montagen, die Schule verließ, war seine Stimmung im Keller. Er spähte zornig zum veilchenblauen Himmel. "Na toll," murmelte er, während er zur Straße trottete. "Sonnenschein hatten wir ja nun schon eine Ewigkeit nicht mehr." Dann hörte er hinter sich Tish rufen. Er drehte sich um, stolperte aber über seine eigenen Füße und fiel hin. Einige Schüler lachten müde, schlurften dann aber mit hängenden Schultern weiter. Tino verfluchte sie allesamt, und dazu auch seine eigene Ungeschicklichkeit.
Doch seine Gedanken wurden unterbrochen, denn seine rothaarige Freundin näherte sich mit besorgter Miene. "Hast du dir wehgetan?" fragte sie besorgt, als sie vor ihm stand.
Tino zögerte einen Moment, während er zu ihr aufsah. Doch schließlich zwang er sich zu einem schiefen Lächeln und rappelte sich auf. "Och nö. Nur meine Würde hat gelitten, sonst geht es mir gut."
Sie zeigte ein schwaches Lächeln. "Wir sollten noch auf die anderen warten."
Tino nickte schnell. Warten klang gut. "Und?" begann er. "Wie hast du den Nachmittag überstanden? Ich habe viele schlafen sehen. Mir wäre es fast ebenso ergangen."
Tish lächelte milde. "Ich bin auch wach geblieben. Ich habe mich nur auf den Unterricht konzentrieren müssen, und schon ging es wie von selbst. Stell dir mal vor..." Sie erzählte vom Lob des einen Lehrers, von den schweren Hausaufgaben des anderen und vielen anderen Kleinigkeiten.
Dann näherte sich Lor. "Hi, Leute! Hat ein wenig länger gedauert. Ich musste mir noch eine Strafpredigt anhören, und das nur, weil ich im Unterricht geschnarcht habe! Stellt euch das mal vor!" Tish warf ihr einen missbilligenden Blick zu, doch sie schwieg. Lor hatte nichts davon bemerkt und sprach unbeirrt weiter. "Dann lasst uns mal gehen! Ich will schließlich nicht in der Sonne braten."
Tino runzelte die Stirn. "Sollten wir nicht auf Carver warten? Wo bleibt er überhaupt? Der Unterricht ist doch schon lange vorbei!" Lor hingegen winkte ab. "Der ist schon weg. Ich habe vorhin mit ihm gesprochen; er hat Nona erreicht, und sie klang wohl nicht sehr froh. Also hat er beschlossen, sie zu besuchen."
Gemeinsam gingen sie nach Hause. Als sich nach einiger Zeit ihre Wege trennten, ging jeder den letzten Rest des Heimwegs alleine. Tino atmete erleichtert auf, als er endlich im kühlen Haus war. Er mühte sich ein wenig mit seinen Hausaufgaben, bis ihn seine Mutter zum Abendessen rief. Es gab Tofu mit einer blauen Algensauce.
Nach dem Essen beendete er lustlos noch die angebrochene Schularbeit und machte sich dann zum Schlafen fertig. Selbst zum Fernsehen war er zu müde. Während er es sich auf seinem Bett ausbreitete, dachte er an seine Freunde. Ob sie wohl schon schliefen? Wenn Lor tatsächlich erst mitten in der Nacht von ihren Eltern abgeholt worden war, dann hatte sie wohl eine Menge Schlaf nachzuholen. Und Tish? Vor seinem geistigen Auge sah Tino sie in ihre Decke gewickelt auf ihrem Bett liegen und im Schlaf Unterrichtsstoff murmeln. Er musste bei dieser Vorstellung schmunzeln. Was sie wohl dazu sagen würde? Vielleicht würde sie sich geschmeichelt fühlen und lächeln. Ein Kribbeln lief unerwartet durch seinen Körper und bis in die Zehen.
Von dieser Reaktion war er selbst überrascht. Tino begann zu grübeln. Er kannte das Prickeln bereits, ein paar Male, wenn ihm Tasha begegnet war, hatte er es verspürt, aber bisher nie bei Carver, Lor oder eben Tish. Das befremdliche Prickeln ließ ihm keine Ruhe mehr. Warum hatte es ihn nun beim Gedanken an Tish überkommen?
Vielleicht, dachte er leichthin, hatte es im Fall von Tasha etwas mit Liebe zu tun. Doch das galt ja nicht für Tish. Er mochte sie natürlich, fuhr er hastig fort, sie waren schließlich eng miteinander befreundet.
Doch eine zweite Stimme in seinem Kopf wandte ein: `Und mehr nicht?´
Tino schüttelte entschlossen den Kopf. Was für eine alberne Unterstellung! `Mehr nicht!´ Nach einem kurzen Zögern fuhr er fort: `Sie ist ... hübsch und weiß sich geschickt zu kleiden, wenn sie es will. Das ist auch schon alles.´
Tücke lag in der zweiten Stimme, als sie erneut ertönte: `Du hast ihr in der Kantine nachgeschaut.´
Tino erwiderte hastig: `Ich hätte aber auch überall anders hinschauen können. Es war... nur Zufall.´
Fast schien es, als ob die andere Stimme für immer verstummt wäre. Doch dann klang sie schmeichelnd in Tinos rechtem Ohr: `So wird es sein. Es ist einfach nur eine Reihe von Zufällen. Sie ist schließlich ein Mensch, an dessen Gesellschaft dir sehr viel liegt, und auch aus gutem Grund, oder nicht? Sie hat wirklich einen tollen Charakter. Sie ist freundlich und sehr intelligent. Ihre Meinung hat für dich hohen Stellenwert, sie hat dir auch des Öfteren schon geholfen.´
Tino nickte zustimmend. Tish war wirklich ein besonderer Mensch.
Die Stimme fuhr fort. `Und noch dazu hat sie nicht nur gutes Aussehen, sondern auch noch Geschmack. Das Kleid von gestern stand ihr doch hervorragend, sie sah zum Verlieben aus!´
In Gedanken versunken sagte er laut: "Ja, das stimmt." Einen Moment, nachdem ihm bewusst wurde, dass er es laut gesagt hatte, begriff er auch den Inhalt. Sein Atem stockte, während er nachdachte. Doch wie er es auch drehte und wendete, die Stimme hatte es sehr treffend ausgedrückt.
Voller Häme meldete sich die andere Stimme wieder: `Freundschaft? Oder doch mehr? Vielleicht... Liebe?´
Es war, überlegte Tino, vermutlich die einzige so umfassende, fehlerfreie Erklärung, welche ohne außerirdische Gedankenkontrolle auskam. Erst einen Atemzug später wurde ihm schlagartig die gesamte Bedeutung klar. Mit einem Ruck setzte er sich auf. Was für ein aberwitziger Gedanke! Wie absurd es ihm erschien! Doch je länger er darüber nachdachte umso weniger lächerlich erschien es. Es schien wahr zu sein! Tino fiel zurück auf sein Bett.
Tino spürte einen Kloß in der Kehle, als ein neuer Gedanke urplötzlich Gestalt annahm. Was würde wohl Tish dazu sagen? Sicherlich konnte sie ihn gut leiden, soviel war gewiss. Durfte er mehr erwarten, mehr hoffen?
Weitergrübelnd schlief Tino ein.



Und der Preis für die beste Vorhersage geht an...Lorcool!

Zitat
Aber Tish scheint ja in deiner Geschichte noch eine größere Rolle zu spielen. Sie wird ziemlich oft in den Beschreibungen erwähnt, wobei sie Tino geholfen hat, usw.



Ja, ich gestehe: Es wird eher eine Tino/Tish-Geschichte. Und: Ja, ich habe das Lindbergh-Baby entführt und darauf abgerichtet, Kennedy zu erschießen. Und die Casting-Shows habe ich auch erfunden. ich bin ein ganz böser Mensch.


Nun, ich denke, dazu gibt es nicht mehr viel zu sagen.
Also dann, bis zum nächsten Mal.
Beitrag vom 20.01.2006 - 08:26
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Ja, was andered hätte ich auch nicht erwartet, als das meine "Vorhersage" zutrifft.grosses Lachen

Wow, das war echt wieder ein unglaublich tolles Kapitel! Dein Schreibstil ist einfach umwerfend! Es macht total Spaß, diese Geschichte zu lesen, jedes Kapitel genieße ich von Anfang bis Ende! Besonders Tinos Gedanken und Gefühle hast du hier wunderbar rübergebracht!

Na, dann bin ich mal gespannt wie's weitergeht!
Beitrag vom 22.01.2006 - 13:02
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Wieder da!
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Yo, da bin ich wieder einmal. Ohne lange Vorrede gebe ich direkt zu unserem Hauptprogramm. Die heutige Folge heisst
Kapitel 7: Miss Brenton-Hickleys Aufgabe

Herz, Schmerz, Leidenschaft, Drama, eine Prise Humor... wenn sie all das suchen, dann greifen sie sich American Pie. Alle anderen sind herzlich eingeladen zu unserem nun folgenden Programm.



sternenkind productions
and
Firman entertainment
in association with
ten stars motion pictures
present

Sommer des Wandels
Kapitel 7: Miss Brenton-Hickleys Aufgabe


Als er am nächsten Morgen erwachte, beschloss er, sich seine Gefühle nicht anmerken zu lassen und auch nicht mit Tish über seine Gefühle zu reden, bevor er nicht über seine eigenen Wünsche nachgedacht hatte. Solange wollte er sich gedulden, auch wenn ihn ein widersinniger Tatendrang ständig zu Unbedachtem drängte.
Tino gab sich viel Mühe, sein Vorhaben einzuhalten. Am Dienstag fiel es ihm noch schwer, sich nicht auffällig zu verhalten. Als ihn beim Mittagessen Tish um das Salz bat, verschluckte er sich, und als sie ihm dann auf den Rücken klopfte, spürte er, wie ihm das Blut ins Gesicht schoss. Doch niemand schien sich etwas dabei zu denken. Carver erzählte bereits wieder von seinem Treffen mit Nona am Vortag. Es ging ihr wohl wieder ganz gut, und ihr Zorn verrauchte auch langsam. Und Lor war schon den ganzen Tag sehr schweigsam gewesen.

Als er am Freitag zur Schule kam, spürte er die Vorfreude aufs Wochenende, die er seit Jahren kannte. Die erste Unterrichtsstunde, Gesellschaftliche Studien, verbrachte Tino tief in seine eigenen Gedanken versunken. Mr. Brestrow, ein geschwätziger Lehrer mit gutem Herz und zahllosen, aber langweiligen Anekdoten, schien es nicht einmal zu bemerken. Mrs. Sanchez, die Lehrerin im Spanisch Aufbaukurs, ließ wieder zahllose Sätze von der Tafel abschreiben, während sie durch die Reihen ging und die Unterlagen der Schüler kontrollierte. Es war aber ganz nach Tinos Geschmack, denn so konnte er weiter grübeln.
Endlich war die Stunde überstanden. Die Tasche über die Schulter geworfen, hastete er durch die Flure und war einer der ersten Schüler im Musikraum. Er warf sich auf seinen Platz und wartete unruhig auf seine Freunde.
Nach ein paar Minuten trottete Carver mit hängenden Schultern in den Raum. Er mochte den Unterricht bei Miss Brenton-Hickley nicht. Er warf sich auf seinen Stuhl und begann sofort, eifrig zu erzählen. Es ging um irgendwas mit Nona, doch Tino hörte nur halb zu, denn sein Blick ruhte erwartungsvoll auf der Türe.
Miss Brenton-Hickley hatte schon ihre Unterlagen ausgebreitet, als endlich Tish hineineilte und sich anmutig auf ihren Platz setzte. Tino sah ihr gebannt zu, wie sie ihr Haar zurückstrich, doch er fing sich schnell wieder. Carver wollte Tish gerade von seinem bisherigen Schultag erzählen, aber Miss Brenton-Hickley sprach schon zur Klasse: "Guten Morgen, Klasse!" Einige erwiderten murmelnd den Gruß. "Das Schuljahr geht bald zu Ende, und daher möchte ich mit euch zum Abschluss etwas Lustiges machen. Ihr werdet jeder ein eigenes kleines Gedicht schreiben. Für ein Lied reicht die Zeit leider nicht mehr." Überraschung ließ die Klasse verstummen. "Heute und in der nächsten Stunde werden wir einen ersten Schritt machen. Heute könnt ihr anfangen, als Hausaufgabe bringt ihr es in eine Rohfassung. Lasst es bis Dienstag in mein Fach legen. Nächste Stunde dann könnt ihr noch letzte Hand anlegen. Ihr dürft anfangen." Sie setzte sich an ihren Tisch, nahm einen Groschenroman aus ihrer Tasche und las.
Carver grinste breit. "Das klingt so cool!" rief er. "Der werde ich etwas geniales schreiben! Das könnte der Beginn einer Musikkarriere werden! Ich sehe es schon vor mir: Der neue Hit in den Charts, Text: Carver Descartes, Musik: Irgend so ein Kerl!" Tish schmunzelte und beugte sie sich über ein weißes Blatt Papier und machte sich mit fein säuberlicher Handschrift Notizen.
Tino saß reglos da. Ein Gedicht schreiben? Wie sollte er so etwas anstellen? Dunkel erinnerte er sich an Reimschemata und rhetorische Mittel, doch wo sollte er anfangen? Er sah sich in der Klasse um. Ein paar schrieben bereits eifrig irgend etwas, doch die meisten sahen genauso ratlos drein wie Tino selbst. Carver saß zurückgelehnt auf seinem Stuhl und kaute nachdenklich auf seinem Bleistift. Tish hingegen hatte bereits eine Seite in säuberlicher Handschrift mit Stichpunkten gefüllt. Tino spähte auf ihr Blatt. Was in aller Welt hatte sie geschrieben? Sie bemerkte aus dem Augenwinkel seinen Blick. "Themenideen," murmelte sie lächelnd.
Tino ließ seinen Blick durch den Raum und schließlich auch aus dem Fenster wandern. Dort sah er den vertrockneten Schulgarten. Die Schönheit der Natur, beschloss Tino, würde ein brauchbares Thema sein. Er nahm seinen Stift und schrieb:

Nachdem der Winter vorbei ist,
werden die Pflanzen schön und bunt.


Dann rümpfte er die Nase. Das klang mies. Er strich den Versuch durch und dachte kurz nach. Dann begann er von Neuem:

Nachdem gebrochen ist des Winters Macht,
Erblüht sogleich die Welt in Farbenpracht.
Denn Mutter Natur zeigt sich an allen Orten...


Tino bemerkte nicht, wie schnell die Zeit verging. Er hatte bereits unzählige Seiten mit teils noch dürftigen Reimen, als die Schulglocke das Ende der Stunde verkündete. Schnell sammelte er seine Sachen und eilte zu Mathematik für Fortgeschrittene. Danach würde er Mittagspause haben.
Er nahm wie üblich seinen Platz in der vorletzten Reihe ein, während sich Tish wie immer in die erste Reihe setzte. Mrs. Donovan hatte ihre Lieblinge gerne auf den vorderen Plätzen, und zu denen zählte Tino, im Gegensatz zu Tish, nicht. Sonst ärgerte er sich, nicht bei seiner Freundin sitzen zu können, doch nun war er froh darüber, denn er befürchtete, sich in ihrer Nähe zu verräterisch zu verhalten.
Mrs. Donovan bat Tino nach der Stunde zu sich und gratulierte ihm zu seiner herausragenden Leistung in der Hausaufgabe.
Als Tino endlich im Speisesaal ankam, nahm er sich schnell einen Apfel und lud sich einen Teller des Tagesgerichtes auf, welches den vielsagenden Namen "Fleisch mit Pfeffersauce" trug. Als Tino bei der Bedienung nachfragte, antwortete sie: "´s ist Fleisch. Vom Tier. -Der Nächste!"
Als er bezahlt hatte, eilte er schnell zu seinen Freunden hinüber, die einen der runden Tische in der Ecke ergattert hatten. Als er sich näherte, sah er, dass Carvers Hemd einen tiefbraunen Fleck auf dem Bauch hatte. In seiner Hand war ein Messer. Ihm Gegenüber saß Lor, den Rücken Tino zugewandt. Carver sah auf und winkte seinen Freund unnötigerweise heran, während er die andere abwehrend Lor entgegenstreckte. "Tino, setz dich! Du wirst nicht glauben, was mir heute morgen passiert ist!"
Tino runzelte die Stirn. "Hast du es mir nicht schon in Musik erzählt?" fragte er, einer Ahnung folgend, während er Platz nahm. Carver schien etwas verwirrt, doch dann nickte er. "Hast Recht. Lor, es kann weitergehen." Erst jetzt sah Tino, dass auch sie ein Messer in einer Hand hatte. Vor ihr stand ein Becher dunklen Puddings, den sie aber nur einen Augenblick später zu Carver hinüberschlug. Dieser feuerte den Becher zu ihr, doch Lor hieb ihn mit ihrem Messer zurück...
Tino runzelte die Stirn.
"Meisterschaft im Becherhockey," sagte Tish, die gegenüber von Tino saß. "Lor führt mit zwei zu null Treffern." Ihrem Gesicht nach zu urteilen hatte sie es als eine Albernheit ihrer Freunde abgetan. Tino vermied es, sie anzusehen und aß stattdessen einen Bissen.
Tish erhob sich von ihrem Platz, doch zögerte dann einen Moment. "Wir haben wieder Berge von Hausaufgaben. Vielleicht sollten wir morgen treffen und gemeinsam arbeiten, es hat ja doch keinen Sinn, sich zu drücken. Was haltet ihr von zehn Uhr bei Tino?" Carver und Lor nickten knapp, sie waren in ihr Spiel vertieft. Tino zwang sich, Tish anzusehen. Er bemühte sich um einen gleichgültigen Tonfall, als er antwortete: "Ja, klar, kommt einfach vorbei."

Als Tino am Abend nach Hause kam, hatte seine Mutter bereits das Essen vorbereitet. Es gab wieder einmal Kaktuschutney. Aber Tino beschwerte sich nicht. Er war mit seinen Gedanken anderswo.
"Was ist los mit dir? Sonst beklagst du dich doch immer über das Essen!" sagte Mrs. Tonitini.
Tino sah auf. Er wollte nicht, dass sie wusste, was ihn beschäftigte, doch sie schien ja immer noch die Gabe des Gedankenlesens zu haben. "Alles fein. Alles, wie es sein sollte. Ich... habe nur über etwas nachgedacht. Eine Kleinigkeit. Das ist alles." Würde sie ihm glauben? Immerhin hatte er ja nicht direkt gelogen. Nur der Wahrheit einige Freiheiten eingeräumt.
Seine Mutter musterte ihn genau. Doch dann zuckte sie mit den Schultern. "Na, wenn du es sagst..." Tino seufzte erleichtert auf, bevor er schnell das Thema wechselte. "Carver, Lor und Tish kommen morgen vorbei, um ein wenig Hausaufgaben machen. Ist das in Ordnung?" Mrs. Tonitini hob eine Augenbraue. "Warum sollte ich etwas dagegen haben?" Tino zuckte mit den Schultern. "Ich wollte es auch nur gesagt haben." Seine Mutter nickte, während sie einen Bissen aß.

Nach dem Abendessen machte sich Tino an seine Hausaufgaben. Er hatte reichlich zu erledigen, daher hielt er es für besser, gleich anzufangen. Lustlos wühlte er in seinen Unterlagen, bis ihm sein halbfertiges Gedicht in die Hände fiel. Immerhin, dachte er, war es besser als die anderen Aufgaben. Eilig schrieb er alles auf ein leeres Blatt. Als ihm seine Hand wehtat, legte er den Stift beiseite und las sich durch, was er niedergeschrieben hatte.

Aus sternenklarer Nacht in hellen Sonnenschein...
Fröhlich laufen die Wasser durch frische Wiesen...


Nach den ersten acht oder zehn Versen runzelte er die Stirn.

Grüne Felder, und Blumen tanzen im Winde,
Wie wallende Haare einer Elfe so leicht,
und frische Lüfte riechen nach Schönheit
Und beseelen ihre Kleider beim wilden Reigen.
Leichtfüßig wie im Fluge
Segelt sie dahin...


Irgendwie handelten die Zeilen nicht länger von der Natur. Er überflog den Rest, doch der Text entfernte sich immer weiter vom eigentlichen Thema.
Tino rümpfte die Nase. So würde es noch lange dauern, bis er sein Gedicht fertig werden würde. Er legte die neubeschriebenen Blätter beiseite, nahm seine Notizen aus dem Unterricht zur Hand und blätterte sie durch. Dann suchte er ein frisches Blatt Papier und begann von Neuem, alle Ideen zu sammeln, die ihm in den Sinn kamen. Langsam füllte sich auch dieses Blatt, und nach ungefähr einer Stunde begann Tino zufrieden mit sich selbst, aus der Menge an Einfällen ein grobes Gerüst für sein Gedicht zu fertigen und dieses dann mit seinen Versen zu füllen.



Sooo, das sollte fürs Erste reichen.

Ich verschwinde dann mal wieder. Man sieht sich...

...oder auch nicht.


sternenkind


Der Post wurde 2 mal editiert, zuletzt von sternenkind am 08.02.2006 - 23:01.
Beitrag vom 05.02.2006 - 21:31
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So, endlich hatte ich Zeit, das Kapitel zu lesen. Sehr schön geworden! Ich finde deine Ideen für den Unterricht der 4, über den man ja normalerweise so gut wie nichts erfährt, wirklich super! Ich glaube, so einfallsreich könnte ich nicht in 100 Jahren sein. Naja, vielleicht doch.grosses Lachen
Auf jeden Fall nur weiter so! Daumen hoch Bin schon gespannt wie's weitergeht. Ich könnte fast wetten, dass Tino Tish ein Gedicht schreiben wird. Aber ich lass mich gerne überraschen!
Beitrag vom 08.02.2006 - 14:26
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Ein kleiner Nachsatz zum Kapitel 7
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Ich habe eine etwas größere Änderung am Kapitel 7 vorgenommen. Ich weiß, so etwas sollte man nicht machen, doch ich hielt es nach reiflicher Überlegung doch für besser. Um genau zu sein, habe ich ein paar Absätze nachträglich wieder einbauen wollen, die ich zwar geschrieben hatte, aber ursprünglich nicht veröffentlichen wollte.
Wie viele deutlich bessere Autoren überarbeite ich mein Werk, bevor ich es aus der Hand gebe. Nun, als ich den letzten Teil noch einmal durchgegangen bin, habe ich einen Teil entfernt, für den ich keine Verwendung sah. Kurz und gut, ich habe meine Meinung geändert. Darum habe ich das Ende des letzten Kapitels entfernt, um dort anzusetzen, wo der wiedereingefügte Teil ansetzt. Ihr könnt also einfach weiterlesen. Und ich versichere euch, das ursprüngliche Kapitel enthielt die Einfügung. Nun also geht es weiter.
Zuvor aber noch ein Wort an Lorcool: Verschwinde aus meinem Kopf! Meine Gedanken!! Mein Kopf!!



Kapitel 7: Miss Brenton-Hickleys Aufgabe, Teil 2

Als er fertig war, verstaute er sein Gedicht in seiner Schultasche, damit er es am Montag nicht vergessen konnte. Sein Blick wanderte über seinen Schreibtisch und blieb auf den Versen über tanzende Elfen liegen. Gedankenverloren starrte er vor sich hin, unschlüssig, was er tun sollte. Der Abend war schon weit fortgeschritten und er hatte keine Lust mehr auf Hausaufgaben, doch zum Schlafengehen fand er es noch zu früh.
Zögernd schaute Tino auf seine Hand, doch dann sah er seinen Stift, den er arglos auf ein paar Blättern abgelegt hatte. Vielleicht war seine Idee genial oder vielleicht auch nur schwachsinnig, doch er beschloss, ein Gedicht über seine Gefühle für Tish zu schreiben. Wie sollte er ihr oder irgend jemand anderem verständlich machen, was ihn bewegte, wenn er es nicht einmal in Worte fassen oder dem Papier mitteilen konnte?


Ein Schmerz in seinem Rücken weckte ihn. War es etwa schon morgen?, fragte er sich schlaftrunken. Doch dann schreckte er hoch. Er war nicht in seinem Bett, sondern saß zusammengesunken an seinem Schreibtisch! Tino richtete sich auf. Wie spät es wohl war? Er sah sich um. Draußen färbte sich der Himmel bereits, bald würde die Sonne aufgehen. Warum war er eigentlich nicht in seinem Bett? Geblendet durch seine Schreibtischlampe tastete er umher. Als seine Hand ein paar Blätter Papier fand, kehrte schlagartig seine Erinnerung zurück. Er hatte ja etwas geschrieben! Seine Augen gewöhnten sich an das Licht, und schnell überflog er die Verse. Viele waren durchgestrichen oder berichtigt. Mit einiger Mühe konnte er die Bruchstücke des Gedichtes zusammensetzen.

Unerwartet ist es doch passiert:
Mein Herz hab ich an dich verloren,
Zu meiner Liebe dich erkoren!
Und nun weiß ich nicht, was kommen wird.


Die nächsten Zeilen fehlten, doch danach ging es weiter.

Doch bemerktest du nicht mein Gebaren?
Hast meine Gefühle nicht erfahren?

Zu gerne würde ich dir sagen:
"Höre! Ich bin in dich verliebt!
Und drum will ich nicht von dir lassen."
Einen Versuch muss ich wohl wagen,
Doch wie lässt sich in Worte fassen
Wie mir die Liebe Flügel gibt?


Nach einem Moment des Nachdenkens fand Tino halb schlummernd, dass der Versuch schon recht gut war. Doch für eine Überarbeitung war er einfach zu müde. Später wäre noch genug Zeit dafür, beschloss er, stand auf und ließ sich dann auf sein Bett fallen. Fast augenblicklich war er wieder eingeschlafen.



Und damit verabschiede ich mich wieder einmal.
sternenkind
Beitrag vom 08.02.2006 - 22:59
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Deine Fanfics sind einfach phänomenal Anbeten Was hälst du davon wenn ich ein paar Fanarts für deinen Fanfics mache verwirrt grosses Lachen Natürich mit deiner Unterstützung zwinkern Wäre mir eine Ehre Anbeten
Beitrag vom 09.02.2006 - 07:06
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RE: Ein kleiner Nachsatz zum Kapitel 7
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Zitat
Original geschrieben von sternenkind

Zuvor aber noch ein Wort an Lorcool: Verschwinde aus meinem Kopf! Meine Gedanken!! Mein Kopf!!



Niemals!grosses Lachen Aber okay, in Zukunft kann ich versuchen, das für mich zu behalten, was ich in deinen Gedanken lese.zwinkern

Zu der "rausgeschnittenen" Szene kann ich nur sagen: Super! Echt genial! Anbeten Das Gedicht ist einfach süß, und du hast Tinos Gedanken und Gefühle wie immer sehr gut rüber gebracht! Gefällt mir sehr, bin gespannt wie's weitergeht! Daumen hoch

@weekenders freak: Oh ja, das wäre super! Anbeten Ich hoffe sternenkind ist damit einverstanden!
Beitrag vom 09.02.2006 - 16:27
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25 Beiträge - Grünschnabel
Nun, tja, ich werde jetzt das nächste Kapitel veröffentlichen. Der neunte Teil wird ziemlich bald hereinschneien, ich muss nur ein paar Kleinigkeiten noch hinbiegen. Die beiden gehören irgendwie zusammen, sind aber etwas zu lang für ein Kapitel. Also dann: Anschnallen, die wilde Fahrt geht los!



Kapitel 8: Hausaufgaben


Tino lief über einen breiten Strand. Zu seiner Rechten lag ein unendliches Meer. Kein Mensch war weit und breit zu sehen, doch Handtücher lagen ausgebreitet im schwarzen Sand. Dann änderte sich etwas: Es wurde finster, und Tino hielt verunsichert an. Was war geschehen? Er spürte einen Stich in seiner Seite und schreckte aus dem Bett hoch.
"Endlich wach, Sportsfreund?" hörte Tino neben sich. Er öffnete blinzend seine Augen und sah in das lachende Gesicht Dixons. "Deine Mutter schickt mich. Ich soll dir nur ausrichten, dass deine Freunde da sind. Carver und Lor essen gerade dein Frühstück auf. Du solltest besser runterkommen, bevor nichts mehr da ist."
Tino war sofort auf den Beinen und rannte zur Treppe, nahm zwei Stufen auf einmal und stürmte in die Küche. Dort saßen seine Freunde, und tatsächlich bedienten sie sich bei seinem Essen. Seine Mutter spülte einen Teller ab.
Carver lächelte ihn mit vollem Mund an. "Wir hatten Hunger, du hast doch bestimmt nichts dagegen? Weißt du, ich brauchte etwas zu essen, als zweites Frühstück!" Lor kicherte, wobei sie Brotreste auf den Tisch spuckte. "Wir haben dir auch etwas übrig gelassen!" Sie deutete auf zwei Scheiben Brot und ein Glas Orangensaft.
"Na großartig!" brummte Tino missmutig. Mit einem mehr als nur sarkastischen Unterton sagte er: "Ihr habt mir also etwas von meinem eigenen Frühstück übrig gelassen. Das wäre aber doch nicht nötig gewesen." Doch er wartete nicht erst auf eine Antwort, sondern stürzte sich auf die Reste seines Essens.
Tish erhob sich von ihrem Platz. "Ich bringe schon mal meine Unterlagen nach oben." Sie deutete auf zwei große Taschen, die in einer Ecke standen. Als sie Tinos Blick bemerkte, zuckte sie gleichgültig mit den Schultern. "Ich habe einfach alles eingepackt, was mir nützlich erschien." Sie griff die erste Tasche und wuchtete sie ächzend auf ihren Rücken. Dann nahm sie die zweite Tasche in die freie Hand. Durch die Last gebeugt, schleppte sie sich zur Treppe.
Carver sah ihr interessiert zu. "Sag Bescheid, wenn du Hilfe brauchst," sprach er, während er sich im gleichen Moment wieder dem Essen zuwandte. Lor kaute geistesabwesend auf einer Scheibe Brot herum. Tino nahm sich schnell die zweite Brotscheibe, damit ihm seine Freunde nicht zuvorkommen konnten. Kaum hatte er aufgegessen, ging er mit Carver und Lor in sein Zimmer hoch. Dort saß Tish auf dem Boden, und um sie lagen Bücher ausgebreitet. Als ihre Freunde den Raum betraten, sah sie kurz auf. "Wir sollten vielleicht mit Amerikanisch beginnen, das haben wir alle gemeinsam." Sie deutete auf einen Stapel Bücher zu ihrer Linken.

Sie arbeiteten gemeinsam bis zur Mittagszeit an der ersten Hausaufgabe. Nach einer kurzen Verschnaufpause tüftelten sie jeder für sich weiter. Tino quälte sich durch Amerikanische Geschichte, Lor und Carver arbeiteten an einem Referat für Sport. Tish grübelte etwas abseits. Kurz vor drei schlug sie ihre Bücher zusammen. "Carver, Tino!" sagte sie ermattet. "Wie wäre es, wenn wir jetzt Musik machen? Dann können wir es heute abschließen." Carver nickte eifrig und wühlte in seinen Unterlagen. Tino aber schüttelte den Kopf, wobei er zu seiner großen Captain-Dreadnaught-Uhr an seiner Wand blickte. "Nein, ich mach das hier zu Ende. Musik habe ich schon so gut wie fertig," murmelte er.

Um halb fünf sammelte Lor übellaunig ihre Sachen und verabschiedete sich. Hausaufgaben machten ihrer Meinung nach viel zu häufig die Wochenenden kaputt. Glücklicherweise würden schon in zwei Wochen die Ferien begonnen haben.
Kurz nach fünf war auch Tino fertig; er holte drei Gläser und eine Flasche Wasser aus der Küche und sah seinen Freunden eine Weile dabei zu, wie sie sich abmühten, doch als ihm langweilig wurde, zog er sich auf die Dachterrasse bei seinem Zimmer zurück.
Tino sah mit dem Kopf auf dem Geländer gedankenverloren ein paar Vögeln zu. Im Hintergarten hörte er das Klappern der Gartenschere. Seine Mutter hatte wohl irgendetwas zu tun gefunden.
Die Ferien waren nun wirklich nah, stellte Tino überrascht fest, zwei Wochen würde es nur noch dauern. Wieso mussten die Lehrer eigentlich noch so viele Hausaufgaben aufgeben? Und was, fragte er sich, würde er in den Ferien machen? Sicher würde er gemeinsam mit seinen Freunden viel unternehmen, soviel war gewiss.
Tino runzelte die Stirn. Vielleicht sollte besser vor den Ferien mit Tish sprechen und ihr die Sache erklären, dann brauchte er sich wenigstens nicht länger zu verstellen, egal, wie sie es aufnahm. Zwei Wochen hatte er demnach nur noch Zeit!
Er wusste nicht genau, wie lange er auf der Dachterrasse in Gedanken versunken gewesen war, als das Geräusch von Schritten ihn hochfahren ließ. Carver stand an der Terrassentüre. "Hey! Wir sind gerade fertig geworden. Hat ja auch verdammt noch mal lange genug gedauert. Den Rest machen wir morgen bei Tish. Ist nicht mehr so viel übrig. Ich werde morgen einfach Lor einsammeln. Um zehn treffen wir uns, klar?"
Tino nickte knapp. "Bis morgen!"
Carver zwängte sich an Tish vorbei, die in dem Moment durch die Türe trat. Sie zögerte einen Moment und drehte sich dann zu ihm um: "Geh schon mal ohne mich." Carver zuckte teilnahmslos mit den Schultern. "Wie du meinst. Man sieht sich." Und damit verschwand er endgültig.
Nun waren sie also alleine. Tino starrte er hinaus auf die Einfahrt. Lange musste er nicht warten. Sie trat neben ihn und folgte seinem Blick. Kurz darauf sahen sie Carver, der die Einfahrt hinabtrottete. Er schaute kurz zu ihnen hoch und winkte ihnen, bevor er weiterging.
Endlich sprach Tish. "Ich habe ein Geschenk für dich. Nur eine Kleinigkeit." Verblüfft schaute Tino zu ihr hinüber. Sie lächelte und hielt ihm eine braune Papiertüte hin.
`Steh nicht so blöd da!´ hallte seine eigene Stimme in seinem Kopf wider. Erst jetzt wurde ihm klar, dass er wie versteinert dastand und gebannt das Packpapier anstarrte. Langsam streckte seine Hand aus und nahm das Präsent an sich. Als er es ausgepackte, fiel ihm ein lederner Ball in die Hand, der an einem robusten Band hing. Ratlos betrachtete er das Geschenk. Sicher hatte Tish sich etwas dabei gedacht und dieses Ding einen Zweck, doch welchen, konnte Tino nicht erkennen. Er sah seine Freundin mit erhobenen Augenbrauen an. Sie lächelte und strich sich ein paar Haare hinter ihr Ohr. "Du trägst es am Handgelenk. Wenn du nervös wirst, greifst du den Ball und knetest ihn ein wenig, bis du wieder ruhig bist."
Tino spürte, wie ihm das Blut ins Gesicht schoss. Während er das Band um sein Handgelenk fummelte, murmelte er: "Danke. K...kann ich bestimmt gut gebrauchen." Tish warf einen Blick über ihre Schulter, doch dann richtete sie sich auf und sah wieder Tino an. "Du bist ein wenig... nervös. Gibt es vielleicht etwas, dass du mir etwas sagen willst?"
Tino zuckte erschrocken zusammen. "Ich ... weiß nicht, was du ... meinst," begann er. Hastig tastete er nach ihrem Geschenk.
Sie rollte mit den Augen. "Nun, jetzt habe ich Gewissheit." Sie zog einen Zettel hinter ihrem Rücken hervor und entfaltete ihn vorsichtig. "Das hier lag auf deinem Schreibtisch. Ich habe es gefunden, als ich mein Glas hochgestellt habe." Tino brauchte nicht fragen, er erkannte seine eigene Handschrift, und mit einem Mal wusste er auch, was Tish dort in ihrer Hand hielt. Doch bevor er antworten konnte, sprach sie weiter. "Vergiss mal für einen Augenblick die Regeln! Kann es sein, dass du in mir mehr als nur eine gute Freundin siehst?"
Tino sank getroffen zu Boden und starrte betreten auf seine Füße. Natürlich hatte er sich vorgenommen, das Thema noch vor den Ferien anzuschneiden, doch nicht so unvorbereitet. Er hatte das Gefühl, dass sich die Lage ihrer Kontrolle entzog. Tino drehte seinen Kopf und sah zur Türschwelle.
Tish stand eine Zeitlang schweigend auf der Dachterrasse. Zahllose Fragen kamen ihr in den Sinn, während sie nachdachte. Schließlich setzte sie sich vor Tino auf den Boden, und nach einem weiteren Moment sagte sie mit zittriger Stimme: "Dann habe ich wohl recht?" Als sie keine Antwort erhielt, versuchte Tish, aufmunternd zu lächeln, doch sie war blass geworden und so sah sie eher geschockt aus. In Gedanken versunken fuhr sie sich mit ihrem Zeigefinger über ihre Unterlippe. "Darum also das eigenartige Verhalten," sagte sie schließlich, doch mehr zu sich selbst. Tino zuckte zusammen, und Tish beschloss, nicht weiter darauf einzugehen. Ihr Mund war trocken, als sie nach einer kurzen Pause weitersprach. "Wie... ähm... wie... Ist es... ernst?" Sie bekam bei dieser Frage ein unangenehmes Kribbeln in der Bauchgegend, doch sie hielt es für besser, sich gleich Klarheit zu verschaffen statt zu warten. Später würde es schwer werden, das Thema wieder anzuschneiden.
Tino seufzte schwer, und nach einigen Sekunden nickte er.
Das mulmige Gefühl in ihrem Magen nahm schlagartig zu. Sie spürte auch, dass ihr Verstand förmlich zu rasen begann. Es gab noch einen Punkt, über den sie Gewissheit haben wollte, obwohl sie die Antwort halb fürchtete. Dennoch musste sie es wissen. "Und... ähm," begann sie zögernd. Ihr fiel keine wirklich angenehme Formulierung ein. "Und... missfallen dir diese Gefühle?"
Tino saß regungslos da, während ihm das Blut ins Gesicht schoss, sodass er knallrot wurde. Nach einem schier ewig andauernden Moment schluckte er schwer und schüttelte den Kopf.
Tish hatte für den Augenblick und den Abend genug gehört. "Ich sollte mich geschmeichelt fühlen, nehme ich an." Sie zögerte einen Moment. Dann fuhr sie fort: "Ich... Du weißt, ich hab dich sehr gern."
Tino machte bereits Anstalten, sie zu unterbrechen, doch Tish sagte rasch: "Lass mich ausreden. Ich hab dich sehr gern." Händeringend suchte sie nach den richtigen Worten, denn nun kam es auf die richtige Wortwahl an, um Tino das richtige Bild zu vermitteln. "Ich brauche etwas Zeit, um über die Lage nachzudenken, schließlich ist diese ... ähm ... Situation außergewöhnlich. Einverstanden?" Sie sah ihn fragend an -ihr Tonfall klang jedoch fast flehend. Tino nickte nur kurz.
Tish erhob sich vom Boden. "Es ist schon recht spät. Ich mache mich auf den Weg. Wir sehen uns." Sie hielt kurz inne. "Bleib nicht zu lange draußen." Damit verließ sie die Dachterrasse.
Tino rappelte sich auf, stützte sich auf dem Geländer ab und sah wieder auf die Straße. Schon wenige Augenblicke später hörte er die Haustüre, und Tish eilte die Einfahrt hinunter. Sie rannte, ohne sich auch nur einmal umzusehen, schwer beladen den Bürgersteig entlang, in Richtung ihres Hauses. Einzig das Klappern der Gartenschere durchbrach die Stille. Tino richtete sich auf und schlurfte durch die Türe ins Haus.

Tish keuchte unter ihren schweren Unterlagen, aber sie wollte erst anhalten, wenn sie in ihrem eigenen Zimmer in Sicherheit wäre. Sie hatte also doch richtig vermutet! Aber was war nur in Tino gefahren? Was fiel ihm ein, sich in sie zu verlieben? Sich in einen guten Freund zu verlieben... das war schlicht ungehörig, ja sogar regelwidrig! Wie um alles in der Welt konnte er sich über diese grundsätzlichen Regeln hinwegsetzen?!
Als sie zu Hause ankam, roch es bereits nach Abendessen. Sie legte ihre Sachen im Wohnzimmer ab und ging zum Essen. Sie war zu sehr in Gedanken versunken, um darauf zu achten, was es gab. Nachdem sie beim Abspülen geholfen hatte, holte sie ihre Taschen und zog sich in ihr Zimmer zurück, wo sie ihre Sachen ordentlich in Regalen und Schubladen verstaute. Als das letzte Buch an seinem richtigen Platz war, sah sie sich zögernd um. Sie verspürte keine Lust, über `Die Situation´ nachzudenken, doch andererseits hatte sie versprochen, sich damit zu beschäftigen, und Hinausschieben würde auch nichts lösen. Also warf sie sich gereizt auf ihr Bett. Warum musste er sich in sie verlieben? Er hatte es ja nicht beabsichtigt, es war sicher einfach passiert, erinnerte sie sich selbst. Ein Teil von ihr wollte ihn trotzdem bestrafen, so hart, wie sie es sich nur vorstellen konnte. Ein anderer Teil fühlte sich geschmeichelt.
Aber was sollte sie nun in der Sache mit Tino machen? Sie mochte Tino, so viel wusste sie mit Gewissheit. Er war für sie ein besonderer Freund, der viele ihrer Interessen wenn schon nicht teilte, dann aber doch akzeptierte. Was auch immer geschehen sollte, sie wollte ihn nicht verletzt sehen, wenn es sich vermeiden ließe. Das bedeutete auch, Lor und Carver gegenüber zu schweigen, denn die beiden konnten bisweilen sehr unsensibel sein. Doch was sollte mit Tino geschehen? Im Grunde genommen gab es vereinfacht nur zwei Möglichkeiten, Ja und Nein.
Es wäre viel einfacher, wenn sie nicht so gut befreundet wären, kam es ihr in den Sinn. Dann hätte Tish nur ihr Herz befragen müssen. Doch nun musste sie eine Vielzahl von Dingen berücksichtigen, und nicht alle waren angenehm. Sicher war nur, dass es nicht problemlos bleiben würde.
Mit diesem Gedanken schlief sie ein und träumte von Hündchen, die ihr Blumen brachten, von Seilchen springenden Walrossen und einem Blues singenden Schokoladenpudding.




Joah. Das war's vorerst.


Der Post wurde 3 mal editiert, zuletzt von sternenkind am 19.04.2006 - 19:47.
Beitrag vom 01.03.2006 - 17:31
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Genial sternenkind:uspitze: Ich habe die Zeichnungen nicht vergessen, sie kommen bald cool Deine Geschichten über die Weeks sind einfach grossartig Anbeten


Der Post wurde 1 mal editiert, zuletzt von weekenders freak am 01.03.2006 - 18:13.
Beitrag vom 01.03.2006 - 17:42
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Nun, wie versprochen habe ich das neunte Kapitel fertig und übergeb ihn hiermit dem Forum. Wie ihr sicher feststellen werdet, ist er ebenfalls lang, doch ich denke nicht, dass ihr darüber unglücklich sein werdet, oder? grosses Lachen
Na schön, hier also die Fortsetzung.



Kapitel 9: Der Ratschlag


Nach dem Frühstück am nächsten Morgen kamen wie verabredet Carver und Lor. Beide sahen noch verschlafen aus, doch trotz allem Widerwillen begannen sie rasch ihre Hausaufgaben. Nach einer Stunde sah Carver auf. "Wo bleibt nur Tino?" Tish runzelte die Stirn. Sie hatte schon eine Vermutung und wollte ihre Freunde auch nicht anlügen, doch ihnen die Wahrheit zu sagen, würde wahrscheinlich schlechter sein. Also entschied sie sich für den sicheren Weg. "Vielleicht hat er keine Lust." Lor schnaubte. "Die hatte ich auch nicht, und jetzt bin ich hier!" Tish sah ihre Freunde nervös an. "Nun ja, ist doch seine Sache. Wir werden ja sehen, ob er... doch noch vorbeikommt." Schnell sah sie auf ihre Unterlagen und blätterte in einem dicken Buch. Einen endlos erscheinenden Moment später zuckten Lor und Carver mit den Schultern und folgten ihrem Beispiel.

Kurz vor halb vier packte Carver seine Sachen ein. "Das war´s. Ich bin fertig. Warum müssen die uns eigentlich so viel aufgeben?" Tish sah ihn über die Ränder ihrer Brille an. "Es stimmt schon, in letzter Zeit haben uns die Lehrer reichlich aufgegeben. Aber das ist eben Schule." Lor hob drohend ihre Faust gegen die Zimmerdecke. "Höre, Schule! Wir verfluchen dich!" Carver nickte zustimmend, während er aufstand. "Gut, ich gehe jetzt nach Hause." Mit wichtiger Miene sah er zu seinen Freunden hinab. "Ich will meine Schuhe sortieren." Tish gab sich Mühe, sich nichts anmerken zu lassen, doch Lor lachte lauthals los. "Vergiss ja nicht, einen Kompass mitzunehmen, sonst verläufst du dich in deinem Schrank." Carver schüttelte den Kopf. "Ich habe Wegweiser anbringen lassen. Das klappt auch gut. Trotzdem ein guter Rat. -Naja, ich bin weg," sagte er und ging.
So arbeiteten Tish und Lor zu zweit weiter. Die Aussicht, bald fertig zu sein, trieb Lor zu erstaunlicher Geschwindigkeit an. Währenddessen schweiften Tishs Gedanken andauernd ab. Tino würde wohl wirklich nicht mehr kommen.
Ihre Überlegungen wurden unterbrochen, als Lor aufsprang. "Fertig! Ich habe es geschafft! Kaum zu glauben! Fertig! Das ist das schönste Wort, das ich kenne!" rief sie. Dann warf sie sich mit Schwung auf Tishs Bett. "Hat aber verdammt noch mal auch lange genug gedauert." Sie sah auf ihre Armbanduhr. "Es ist schon gleich halb sechs. Ich sollte wohl auch bald gehen."
Tish hielt inne. Ihr war ein neuer Gedanke gekommen. Vielleicht sollte sie Lor um ihre Meinung zu `Der Situation´ fragen -natürlich so, dass sie nicht erraten würde, worum es wirklich ging. Hastig überlegte Tish, wie sie am Besten vorgehen sollte. "Und, Lor," begann sie, während sie scheinbar gleichgültig wieder in ihre Bücher sah, "hast du in den letzten Tagen eigentlich etwas von Thomson gehört?" Lor riss entsetzt die Augen auf. "Wieso fragst du?"
Von der heftigen Reaktion überrascht zuckte Tish gleichgültig mit den Schultern. "Nur so. Ihr habt euch am Sonntag gut verstanden, und da dachte ich nur, dass ihr vielleicht seitdem noch mal miteinander gesprochen habt." Lor kicherte und wurde rot wie eine Tomate. "Nun... jaa, schon. Wir sehen uns gelegentlich. Zufällig."
Tish nickte langsam. "Das klingt doch gut. Scheint ja ganz so, als ob du das große Los gezogen hast." Bei diesem Gedanken musste Lor wieder kichern. "Ja, das stimmt wohl! Das ganz große Los!"
Wie beiläufig schaute Tish aus dem Fenster: "Vor der Party hatte ich ja ein wenig gehofft, dass es mir mit Bruce genauso ergehen würde. Aber irgendwie kam er mir dann doch eher wie ein guter Freund vor, und da wäre doch etwas ... na ja ... eigenartig gewesen, etwas mit ihm anzufangen, oder?" Erwartungsvoll sah sie zu ihrer Freundin hinüber. Lor zuckte nur mit den Schultern. "Pah, das hätte dich doch nicht abhalten sollen! Schließlich seid ihr ja nicht wirklich eng befreundet." Dann stockte sie. Einen Moment saß sie reglos auf dem Bett, bevor sie breit grinste. "Sag mal," begann sie. Lors Grinsen wurde noch ein Stück breiter. "Du bist doch nicht etwa in Bruce verliebt, oder? Willst du ihn Summer etwa ausspannen? Böse Tish! Gaaanz böse! Das hätte ich ja nie von dir erwartet!" Dann beugte sie sich zu Tish hinüber und murmelte: "Gut, wie lautet dein Plan?"
Tish atmete kurz durch, ehe sie antwortete. "Du irrst dich. Ich sagte eben ja schon: Vor der Party hatte ich mir mehr erhofft. Aber inzwischen habe ich ihn ein wenig besser kennen gelernt. Er ist nicht mein Typ." Lor schaute sie fragend an. "Ist das so? Na ja, ich weiß nicht." Doch Tish sah entschlossen zurück. "Bruce ist nicht mein Typ. Er ist mir etwas zu... eingebildet." Lor runzelte die Stirn, und Tish fürchtete schon, ihre Freundin würde ihr nicht glauben. Doch dann zuckte Lor mit den Schultern. "Na ja, ich gehe dann mal. Bis morgen." Damit verschwand sie aus dem Zimmer.
Tish saß eine Weile in Gedanken versunken in ihrem Zimmer. Lor hatte ihr nicht wirklich weitergeholfen. Mit Bruce war Tish zwar nicht eng befreundet, doch um ihn ging es ja auch nicht. Mit Tino hingegen verband sie durchaus eine enge Freundschaft.
Was war nun zu tun? Etliche Fragen kreisten durch ihren Kopf und warteten darauf, beantwortet zu werden. Tishs Blick fiel auf einen Stapel Bücher, den sie in einer Ecke aufgebaut hatte. Hatte sie je über eine solche Sachlage gelesen? Sie konnte sich nicht daran erinnern.


Am nächsten Morgen schleppte sich Tish widerwillig zur Schule, während ihre Gedanken immer wieder abschweiften. Was würde der Tag würde wohl bringen? Womöglich würde es ein Meilenstein in ihrem Leben werden, doch würde es sich zum Guten oder Schlechten entwickeln? Ganz mit ihren Grübeleien beschäftigt ging sie zur ersten Stunde. Erst in Physik für Fortgeschrittene, ihrer zweiten Stunde, kam ihr in den Sinn, dass sie mit Tino vor der Schule hätte sprechen können, wenn sie ihn abgefangen hätte. So würden sie sich möglicherweise erst in Gegenwart von Lor und Carver treffen. Eine schlimme Vorahnung überkam Tish, wenn sie daran dachte.
Nervös auf ihrem Bleistift kauend saß sie im Unterricht, und zwischen den Stunden machte sie Umwege in der Hoffnung, Tino über den Weg zu laufen, doch sie begegnete ihm nicht. Schließlich war sie mit einem mulmigem Gefühl in ihrer Magengegend in Staatskunde, ihrer letzte Stunde vor der Mittagspause. Sie bemerkte kaum, was um sie herum geschah, und es war wohl bloßer Zufall, dass sie nicht ein einziges Mal drangenommen wurde.
Dann war es soweit. Die Schulglocke schellte, und der Lehrer beendete den Unterricht. Tish stopfte hastig ihre Unterlagen in ihre Tasche und eilte zur Schulkantine. Vor der Tür hielt sie tief durchatmend an. Für einen Moment überlegte sie, ob es besser wäre, nicht hineinzugehen, doch bevor sie sich darüber Gedanken machen konnte, wurde sie von Schülermassen durch die Türe geschoben. Schnell vergaß sie ihre Überlegungen und reihte sich in die Schlange vor der Essensausgabe ein. Sie suchte mit ihren Augen ständig die Tische nach ihren Freunden ab. Schließlich erspähte sie Carvers Haare an einem Tisch nahe der Tellerrückgabe.
Als Tish bezahlt hatte, kämpfte sie sich durch den Raum hinüber zu ihren Freunden. Tino war nirgends zu sehen, und das brachte sie auf eine neue Idee. Wenn sie mit dem Essen fertig wäre, bevor er hinzukam, würde sich ein Zusammentreffen in Gegenwart von Carver und Lor vermeiden lassen. Als sie an den Tisch trat, sah Lor mit einem Grinsen zu ihr auf: "Na, wie geht es Bruce?"
Tish spürte, wie sie rot wurde. Hatte Lor etwa mit Carver geredet? Oder schlimmer noch: Hatte sie, unwissend natürlich, was sie damit anrichtete, Tino etwas von Tishs erfundenen Gefühlen für Bruce erzählt? Aber wann hätten sie miteinander sprechen können? Schnell zwang sie sich zu einem Lächeln. "Sehr witzig."
Carver hob eine Augenbraue, und Lor antwortete auf seine unausgesprochene Frage. "Bruce Phillips. `Tishs Kerl´, wie du ihn nennst. Sie wollte etwas von ihm." Schnell ergänzte Tish: "Und ich habe auch gesagt, dass es nur eine Phase war und vorüber ist." Sobald sie Platz genommen hatte, schlang sie ihr Essen hinunter. Zwischen zwei Bissen murmelte sie etwas davon, dass sie es eilig habe und etwas für den Unterricht vorzubereiten müsse.
Einen Augenblick herrschte Schweigen. Dann aber erzählte Carver wieder davon, wie er seine Model mit den neuesten Entwürfen über den Laufsteg schickte. Tish hörte nicht hin, sondern aß weiter, so schnell sie konnte. Gelegentlich warf sie einen raschen Blick zur Türe.
Als sie gerade mit ihrem Nachtisch begann, einem Obstsalat, hätte sie sich fast verschluckt; sie sah Tino, der sich mit einem vollen Tablett durch die Menge kämpfte und auf seine Freunde zuhielt. Hastig schaute Tish auf ihr Tablett zurück. Was konnte sie tun, um ein Unglück abzuwenden? Sie dachte angestrengt nach, doch ihr fiel nichts Sinnvolles ein.
"Hallo, Leute!" ertönte schließlich Tinos Stimme. "Habe gerade Miss Brenton-Hickley mein Gedicht ins Fach legen lassen. Tut mir leid, dass ich gestern nicht gekommen bin. Ich habe am Computer gesessen und einfach die Zeit vergessen." Carver nickte knapp. "Wir hätten deine Hilfe aber gut brauchen können!" Tino hob die Schultern. "Ja, schon gut. Ich hab´s ja verstanden." Er setzte sich hin. "Ihr habt es aber vermutlich auch ohne mich geschafft, oder? Tish wird euch schon auf Trab gehalten haben." Er nickte zu ihr hinüber und fuhr dann fort: "Aber mal was anderes: Ich habe gestern Abend im Internet herausgefunden, dass sie eine Fortsetzung vom Hund mit zwei Köpfen machen wollen." Carver runzelte die Stirn. "Ich hätte nie gedacht, dass das überhaupt möglich ist, bei dem Ende und so!" Doch Lor stieß triumphierend die Faust in die Luft. "Wen interessiert schon so was! Es ist wieder Kinozeit! Das wird echt klasse."
Tish sprang auf. "Ich muss... ähm... gehen. Hab es eilig! Bis... später!" rief sie und lief zur Geschirrrückgabe.

Tino atmete erleichtert auf, als endlich Amerikanische Geschichte, seine letzte Stunde an Montagen, vorüber war. Endlich konnte er nach Hause. Nachdem er ein paar Bücher in seinem Schrank abgelegt hatte, ging er nach draußen und wartete auf seine Freunde. Es dauerte einige Minuten, dann trat Carver aus dem Gebäude. Er sah sich um, bis er Tino entdeckte. Gemächlich kam er auf seinen Freund zu und rief: "So, wieder einmal geschafft, wie?" Tino hob seine Hand zum Gruß. "Jaah, zum Glück. Ich glaube nicht, dass ich noch eine Stunde durchgehalten hätte!" Gemeinsam standen sie an einen Baum gelehnt und warteten in der Sonne. Es dauerte eine Weile, und Tino fragte sich schon, wann die beiden Mädchen kommen würden, als Lor durch die Türe ins Licht der Abendsonne trat. Carver winkte ihr zu. "Na, du hast dir ja Zeit gelassen!" rief er hinüber. Sie grinste breit. "Nicht meine Schuld! Ich... äh... wurde aufgehalten." Carver warf einen Blick zur Eingangstür. "Na schön. Tish lässt sich heute aber noch mehr Zeit als sonst, oder?" Doch Lor schlug sich mit der flachen Hand gegen die Stirn. "Ah! Ich hab sie vor der letzten Stunde getroffen. Auf dem Flur. Sie sagte etwas davon, dass wir nicht auf sie warten sollen." Lor lachte kurz auf. "Vermutlich muss sie noch mit irgendeinem Lehrer über ihre Noten sprechen. Das kann dauern." Gemeinsam machten sie sich plaudernd auf den Heimweg. Carver plante bereits das nächste Wochenende, als sich Tino an einer Kreuzung verabschiedete.
"Gut, dann bis morgen!" rief ihm Carver hinterher.
Tino sehnte sich danach, wieder nach Hause zurückzukehren und sich dort ein wenig hinzulegen, denn schon den ganzen Tag verspürte er große Müdigkeit. Die vorherige Nacht hatte er kaum Schlaf gefunden, sondern sich lange unruhig hin und her geworfen. Er beschloss, nach dem Abendessen seine Schultasche für den nächsten Tag zu packen und dann gleich schlafen zu gehen. Er überlegte bereits, welche Unterlagen er benötigen würde, und achtete kaum noch auf seine Umgebung. Schließlich erreichte er die Einfahrt und lenkte seinen Schritt zur Eingangstür. Als er sie hinter sich schloss, erschien seine Mutter im Wohnzimmer. "Du kommst genau richtig. Es gibt in fünf Minuten Essen, komm also pünktlich herunter, ja?" Tino nickte langsam.

Nachdem Tino, wie an vielen Abenden, beim Abwasch geholfen hatte, ging er wieder die Treppe hoch. Seine Füße schienen schwer wie Blei, und sein Kopf war seltsam leergefegt. Tino dachte nur noch an sein Bett, an die weiche Matratze. Es würde ein wahrlich himmlisches Gefühl sein, fast so, wie auf einer Wolke zu schlafen. Der Gedanke ermunterte ihn, und mit neugewonnener Kraft lief er in sein Zimmer. Er machte nicht einmal das Licht an, sondern warf einfach die Tür hinter sich zu und ging dann zu seinem Bett hinüber, auf das er sich rückwärts fallen ließ und reglos liegen blieb. Durch das offene Fenster hörte er in der Ferne ein Auto fahren.
Dann bekam er ein eigenartiges Gefühl. Irgendetwas war anders. Tino runzelte die Stirn, als er plötzlich Tino ein Rascheln von Stoff in der Nähe der Türe hörte. Ihm entfuhr ein erstickter Schrei; schnell er drehte den Kopf und sah sich erschrocken um.



Nun gut, das war's. Macht's gut!


Der Post wurde 2 mal editiert, zuletzt von sternenkind am 02.04.2006 - 22:10.
Beitrag vom 03.03.2006 - 15:37
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weeky ist offline weeky  
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Wie immer genial sternenkind Daumen hoch Es ist mir eine Ehre in der Umgebung eines so guten Geschichtenerzählers zu sein Daumen
Beitrag vom 03.03.2006 - 16:10
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Lorcool ist offline Lorcool  
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Wow! Super, einfach super, wie immer! Klatschen
Ich hätte zwar nicht wirklich damit gerechnet, dass Tish so schnell dahinterkommt, aber die Art und Weise wie es passiert ist, fand ich sehr gelungen erzählt. Du verstehst es wirklich, Spannung aufzubauen - ich kann echt nicht erwarten, was Tish Tino dann sagen wird. Also, nur weiter so! Daumen hoch
Beitrag vom 04.03.2006 - 17:16
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